Nürnberger Christkindlesmarkt eröffnet
Nürnberg (dpa) - Drei kleine Nürnberger Rostbratwürstchen passen gerade so in ein handelsübliches Brötchen. Etwas Senf darauf und fertig sind die „Drei im Weckla“. Die fränkische Spezialität ist auch auf dem Christkindlesmarkt an jedem Bratwurststand zu finden.
Schon Stunden vor der offiziellen Eröffnung durch „Christkind“ Franziska Handke öffneten die Händler am Freitag ihre Buden für die ersten Besucher. Die meisten stillten allerdings nur ihren Hunger oder verschafften sich erst mal einen Überblick.
So auch eine japanische Touristengruppe, die den Ausführungen ihrer Reiseleiterin vor der Frauenkirche lauschte. Diese schildere gerade die Geschichte des Gotteshauses, sagte eine junge Frau etwas gelangweilt und blickte neugierig zum Lebkuchenstand. Den traditionellen Prolog des Christkindes am Abend bekam sie nicht mehr mit: „Heute geht es schon wieder weiter nach München.“
Wie im vergangenen Jahr übernahm auch diesmal Christkind Franziska Handke die ehrenvolle Aufgabe, den Markt zu eröffnen. Auf der Empore der Frauenkirche spricht sie dabei vor Zehntausenden von Zuschauern den Prolog, ein kleines Gedicht über das „Städtlein aus Holz und Tuch“.
Der Christkindlesmarkt gehört zu den ältesten Märkten in Deutschland und lässt sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Für den Trendforscher Peter Wippermann ist er so etwas wie die weihnachtliche Wiesn der Franken. „Nürnberg hat im Weihnachtsmarkt-Business die Bedeutung des Oktoberfestes in München. Da ist das Weihnachtsfest zu Hause“, sagte Wippermann in einem dpa-Gespräch. Früher habe man den Markt „vielleicht distanziert freundlich beobachtet“, aber nicht touristisch genutzt. Dies sei jetzt anders. Dennoch könnten die Franken ihr Fest noch besser verkaufen. „Dabei ist die Inszenierung total wichtig, also die Wiederverzauberung des Alltags“, betonte Wippermann.
Ob alle alteingesessenen Nürnberger da mitspielen, ist eher fraglich. „Same procedure“, raunte etwa ein Passant seinem Bekannten zu. Beide verschwanden schnell hinter dem Rathaus, vorbei an den streng blickenden Polizisten, ohne sich um den beginnenden Trubel weiter zu kümmern.
Dort präsentieren sich bis Heiligabend 183 Händler und Künstler mit ihren Produkten und Esswaren. Neben Lebkuchen und anderen Leckereien gibt es wieder jede Menge Weihnachtsartikel wie Krippen und handgeschnitztes Zubehör, Kerzen oder Christbaumschmuck. Außerdem finden sich hier auch die „Nürnberger Zwetschgenmännle“, kleine Figuren aus Dörrobst. Und natürlich dürfen auch die Glühweinstände nicht fehlen. Allerdings müssen Besucher in diesem Jahr deutlich mehr für eine Tasse zahlen. Die Preise wurden von 2,50 Euro auf jetzt 3,00 Euro angehoben. Spezielle Mischungen wie Kirsch- oder Schlehenglühwein kosten 3,50 Euro. Insgesamt werden in der Adventszeit bis zu zwei Millionen Besucher erwartet.
Zudem gibt es noch die 14. „Kinderweihnacht“ und den Markt der Partnerstädte. Das Angebot für die Jüngeren enthält neben einer Weihnachtsbäckerei und diversen Mitmachbuden eine Schiffsschaukel, eine große Modelleisenbahn und das historische Karussell. Dort vergnügten sich am Freitag aber zunächst mehrere Mütter - kichernd auf einem rosa Schweinchen und dem obligatorischen Pferd.