Nur der Kuss unter Frauen sorgt für Echo
Beim wichtigsten deutschen Musikpreis ist quotenmäßig die Luft raus. Bei der Gala in Berlin störte das freilich kaum jemanden.
Berlin. Wolfgang Niedecken schossen Tränen in die Augen, Barbara Schöneberger und Ina Müller knutschten wie Madonna und Britney und Schockrocker Marilyn Manson ließ es mit Rammstein krachen. Der Echo, Deutschlands wichtigste Musikpreisverleihung, vereinte am Donnerstagabend vom Mundartrock über Schlager bis zum Metal fast alle Genres — aber wenige Zuschauer vor dem Bildschirm. Nur 2,58 Millionen Menschen schauten sich die Gala aus Berlin an, eine Million weniger als 2011.
Diesmal gab es keinen einzelnen Abräumer, dafür Preise im Doppelpack — so wie für Altmeister Udo Lindenberg. Sein Kommentar: „Hinterm Lebenswerk geht es weiter, und wie das weitergeht. Das ist einfach gigantisch!“
Für BAP-Frontmann Niedecken war die Show der erste große Auftritt nach seinem Schlaganfall im November. „Junge, Junge, du hast uns neulich einen richtigen Schrecken eingejagt“, sagte sein Freund, der Filmregisseur Wim Wenders. Zum Finale kamen etliche Kollegen zu BAP auf die Bühne und sangen mit Niedecken „Verdamp lang her“, das sentimentale I-Tüpfelchen.
Beim Echo mit seinen vielen Kategorien war für jeden was dabei. „Unser Star für Baku“, Roman Lob, kam, sang (und siegte aber noch nicht), dafür räumte der smarte Newcomer Tim Bendzko ab, Rammstein zweimal, ebenso wie Soul-Größe Adele, die nicht angereist war. In Abwesenheit wurden auch Bruno Mars und Rosenstolz geehrt.
„Was für ein schöner Donnerstag“, jubelte Moderatorin Schöneberger, eine Anspielung auf einen Satz des frisch gewählten Bundespräsidenten Joachim Gauck. Die Doppelmoderation Schöneberger/Müller kam gemischt an. Viele Zuschauer in der Halle amüsierten sich über den gespielten Skandalkuss, mit dem die beiden auf die MTV Video Music Awards 2003 anspielten.
Nicht allen gefiel es: „Echo ist übertrieben langweilig, deswegen sitzen wir schon im Restaurant!!!“, twitterte Rapper Bushido. Er bekam mit seinem neuen Freund Sido einen Echo für das beste Video. Letzterer stänkerte bei der Preisübergabe — aber selbst das interessierte irgendwie niemanden so recht.