O du einsame? Weihnachten lässt sich auch allein meistern

Wien(dpa/tmn) - Die Kinder singen ein Lied, die Großmutter serviert das Essen, alle freuen sich über Geschenke unterm Weihnachtsbaum. So soll der Heiligabend sein - so stellt man es sich jedenfalls vor, und so zeigen es oft die Medien.

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Dabei sieht Weihnachten bei vielen anders aus - manche sind am Heiligabend allein. Etwa, weil die Familie zu weit weg ist, weil man arbeiten muss, jemand gestorben ist oder es kurz vorher eine Trennung gab.

Das ist aber längst kein Grund, in Festtags-Depressionen zu verfallen. Im Gegenteil: „Das Weihnachtsfest ganz allein zu verbringen, kann auch eine Aufgabe sein, der man sich einfach stellen sollte“, sagt die Psychologin und Familientherapeutin Dörte Foertsch. „Wenn Menschen das schaffen, geht es ihnen oft nachher besser.“

Es hilft, sich darauf einzulassen, sich selbst zu zelebrieren - und ruhig ein bisschen sentimental zu werden. „Man sollte sich auf jeden Fall selber Geschenke machen“, rät Foertsch. „Es kann gut tun, die Rituale, die man kennt, für sich selbst zu gestalten. Etwa eine schöne Dekoration aufzuhängen, einen Christbaum aufzustellen oder sich etwas Schönes zu kochen.“

Außerdem hilft es, die Feiertage als Ruhezeit zu verstehen. „Und man kann sich überlegen: Wen hätte ich gern dabei?“ Diesen Menschen darf man das ruhig sagen - vielleicht klappt es dann im nächsten Jahr mit dem gemeinsamen Fest.

Auch der Coach Dominik Borde sagt: Tu dir etwas Gutes! „Weihnachten ist nur ein Tag im Jahr, an den fast alle viel zu hohe Erwartungen haben.“ Das gelte im übrigen genauso für Paare und Familien - die deswegen oft Streit an den Festtagen haben.

„Mach' aus der Not eine Tugend - dieser Stress bleibt dir erspart“, sagt er. Stattdessen sollte man sich fragen: Was wäre für mich schön? Das können ein paar Tage in einem Wellnesshotel sein oder einfach nur ein Buch zu lesen.

„Wer gern jemanden besuchen oder einladen würden, der sollte ruhig den Mut haben, das offen anzusprechen“, sagt Borde. „Man muss ja nicht den ganzen Heiligabend miteinander verbringen“, ergänzt Foertsch. „Wer beispielsweise aus beruflichen Gründen allein ist, verabredet sich vielleicht noch mit Kollegen zu Wein und Plätzchen.“

Mancher sieht der Zeit mit sich selbst gelassen entgegen - am Abend packt ihn aber doch der Blues. „Telefonieren, Kontakt aufnehmen, rausgehen“, sagt Foertsch.

„Wichtig ist, einen offenen Umgang damit zu finden, zuzugeben, dass man sich allein fühlt und nicht versteckt zu bleiben. Es ist keine Schande.“ Wen die Einsamkeit überkommt, der kann vielleicht bei den Nachbarn vorbeischauen.

Wer hingegen schon Wochen vorher mit Grauen dem Weihnachtsfest entgegen schaut, kann sich im Freundeskreis umhören: Vielleicht geht es anderen genauso und man kann sich zusammentun? „Man sollte ruhig fragen, darf aber keine Angst vor Absagen haben“, sagt die Psychologin Svenja Lüthge.

Gut ist dann, sich an einem der Weihnachtstage einen persönlichen Höhepunkt zu organisieren. „Dann kann man sich auf etwas freuen“, sagt Lüthge. Wer das früh plant, hat bessere Chancen, dass die Anderen Zeit haben.

Doch manche wollen dem Trubel einfach nur entgehen. „Wenn man es nicht anders aushält, hilft vielleicht ein Kurzurlaub“, sagt Borde. Auch Svenja Lüthge findet: „Man muss ja nicht Weihnachten feiern.“ Für manche ist ein Trip in die Sonne oder ins Wellnesshotel das Richtige.

Eine Flucht vor der Einsamkeit wird aber nicht funktionieren, sagt die Psychologin. „Ob Zuhause oder im Urlaub - wichtig ist, dass man selbst damit glücklich ist.“