Ölkatastrophe wird zu Obamas „Katrina“
Präsident fürchtet politische Folgen. Neuer Versuch zum Abdichten des Lecks.
Washington. Für US-Präsident Barack Obama entwickelt sich die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko immer mehr zur politischen Hypothek. Weniger als ein halbes Jahr vor den strategisch wichtigen Kongresswahlen droht die Ölpest zu "Obamas Katrina" zu werden.
Mittlerweile sind mehr als fünf Wochen verstrichen, seitdem die Bohrinsel Deepwater Horizon explodierte. Sämtliche Versuche des Öl-Multis BP, die Katastrophe einzudämmen, verliefen bisher ohne Erfolg. Am Mittwoch begann BP mit einem neuen Versuch, das Leck durch den Einsatz eines "Schlammhammers" abzudichten.
Im Weißen Haus wachsen die Sorgen um die politischen Folgen des gescheiterten Krisenmanagements. Dem Präsidenten aber scheinen die Hände gebunden zu sein. Denn zwischen Regierung und Verantwortlichen herrscht Uneinigkeit.
Innenminister Ken Salazar will die Zuständigkeit für die Säuberungsaktion dem Militär und einem Team aus internationalen Experten übertragen. Anders sieht es aber Admiral Thad Allen, der die Aufräumarbeiten der Küstenwache leitet. "Wer soll sich besser auskennen als die Verantwortlichen? Wir haben keine Alternative, als BP weitermachen zu lassen."
Eine weitere Blamage bereiten dem Weißen Haus neue Enthüllungen über die engen Beziehungen zwischen der Regierung und der Ölindustrie, die leitenden Mitarbeitern der zuständigen Aufsichtsbehörden unter anderem Schmiergelder gezahlt haben soll.
Mittlerweile ist dem sonst schwer aus der Fassung zu bringenden Präsidenten die wachsende Nervosität deutlich anzumerken. Er soll bei einer der letzten Kabinettssitzungen mit der Faust auf den Tisch geschlagen und ausgerufen haben: "Schließt dieses verdammte Loch!" Besonders unangenehm ist dem Präsidenten, dass er nur wenige Wochen vor der Explosion der Deepwater Horizon unter Verweis auf die "besseren Sicherheitsvorkehrungen" weitere Tiefseebohrungen abgesegnet hatte.