Österreich und die gute alte Zeit
Mit viel Pomp trägt das Land am Samstag Kaisersohn Otto von Habsburg zu Grabe. Das Verhältnis zum Adel ist allerdings zwiespältig.
Wien. Am Frühstückstisch beißt der Österreicher beim Blick in die „Kronenzeitung“ in seine „Kaisersemmel“. Lange genug im Staatsdienst hat er es dann zum „Hofrat“ gebracht und kann sich Kaffee und Torte beim Wiener „K.u.K Hofzuckerbäcker Demel“ leisten. Ein paar Straßen weiter — unweit des berühmten Hotels „Imperial“ — bietet der „K.u.K. Hofbarbier“ seine Dienste an.
„In Wahrheit ist Österreich immer Monarchie geblieben“, urteilte die Zeitung „Kurier“ einen Tag nach dem Tod des einstigen Kronprinzen Otto von Habsburg, der am 4. Juli im Alter von 98 Jahren gestorben war. Liebevoll würden im Land die Symbole früherer Größe gepflegt.
Auch die Bestattung des Erstgeborenen des letzten Kaisers von Österreich wird morgen als Staatsbegräbnis inszeniert — selbst wenn es nicht so genannt werden darf. Fast alle Politiker geben sich die Ehre, das Militär steht Spalier. Seine Verdienste als CSU-Europapolitiker, der jahrzehntelang in Bayern lebte, geraten da fast in den Hintergrund.
Eigentlich wurde in Österreich die Monarchie konsequent abgeschafft, Adelstitel sind verboten und die Habsburger wurden einst des Landes verwiesen. Erst im Juni hat das Parlament den Passus im Wahlrecht aufgehoben, der der Familie die Kandidatur für politische Ämter verbietet.
Bei der Inszenierung der Beisetzung gehe es aber eher um Nostalgie, als dass sich die Bevölkerung das Kaiserreich zurückwünsche, analysiert der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier: „Der Bundespräsident muss nicht befürchten, dass man hier in Wahrheit ein absolutistisches Staatsoberhaupt haben will.“
Doch die Nachwirkungen des Glamours nähren einen wichtigen Wirtschaftszweig: den Tourismus. Nach einer Studie ist das imperiale Erbe Hauptgrund für eine Reise in die Hauptstadt. — jedes Jahr zieht es Millionen Reisende an.
„Die Habsburger haben viel beigetragen zur Attraktivität Wiens — und tun das noch heute“, sagt Sprecherin Vera Schweder. Die Familie habe die Stadt auch zum Zentrum von Kunst und Kultur gemacht: „Dinge, auf die man stolz sein kann.“
Bei der Bestattung Habsburgs mit zahlreichen Zeremonien geht es vielen Menschen wohl nicht um echte Trauer, sondern eher um das Pflegen kultureller Erinnerungen, sagt Politikwissenschaftler Filzmaier: „Wenn es auf die Person bezogen wäre, würde es voraussetzen, dass er politisch oder gesellschaftlich eine Rolle in Österreich gespielt hat. Das hat er definitiv nicht.“