"Oma ist da": Flucht von 107-jähriger Syrerin endet in Deutschland
Sie wolle im Kreis ihrer Familie sterben - das hatte die syrische Kurdin Sabria Khalaf der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt. Am Montag ist die 107-Jährige am Düsseldorfer Flughafen gelandet. Empfangen wurde sie von zahlreichen Verwandten, die weinten und Beifall klatschten.
Düsseldorf (dpa). Dicht gedrängt stehen rund 20 Verwandte von Sabria Khalaf um die alte Dame im Rollstuhl und begrüßen sie mit Blumen und Küssen. Kinder, Enkel, Urenkel und sogar die erst 33 Tage alte Ur-Urenkelin Aiyan sind zum Düsseldorfer Flughafen gekommen, um die 107 Jahre alte Syrerin in Deutschland willkommen zu heißen. Die Anspannung der letzten Minuten und das gefühlt nie enden wollende Warten auf den Flug aus Athen - all das löst sich nun in Freudentränen auf. „Oma ist da“, schallt es aus der Menschenmenge. Die Freude über Khalafs Ankunft ist unendlich groß.
Deutsche Behörden haben der aus Syrien geflohenen Frau und ihrem Sohn Kenan kurzfristig die Einreise ermöglicht. Die beiden waren vor sieben Monaten aus dem Bürgerkriegsland geflüchtet. Über die Türkei kamen sie nach Griechenland. Versuche, nach Deutschland zu reisen, scheiterten wegen gefälschter Pässe. Wochenlang saßen sie in Athen fest.
In der „Süddeutschen Zeitung“ las die Bundestagsabgeordnete Anette Groth (Die Linke) einen Bericht über die alte Dame und wandte sich an Bundespräsident Joachim Gauck. „Ich habe den Artikel in der Süddeutschen gelesen und dachte mir nur "Das gibt's ja nicht!"“, sagt Groth, die auch zum Flughafen gekommen war. Die Geschichte der Frau habe sie schockiert. Mit Hilfe des Bundespräsidialamts und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sei schließlich die Einreise der beiden in nur 17 Tagen ermöglicht worden, berichtete eine Mitarbeiterin Groths in Berlin.
Der Tag der Ankunft: Am Flughafen ist die Anspannung und Vorfreude der wartenden Großfamilie deutlich zu spüren. „Ich habe weiche Knie und bin kurz davor, in Tränen auszubrechen“, sagt Shiroan Ali, kurz bevor er seine Mutter in die Arme schließen kann. Auch Urenkelin Civin Ali (25) hat Tränen in den Augen: „Ich bin stolz auf meine Uroma und darauf, dass sie es bis hierhin geschafft hat“. Deren größter Wunsch sei es gewesen, die Familie wiederzusehen und in Frieden sterben zu können.
Der Rest der rund 90-köpfigen Familie erwartet Khalaf im Haus ihres Sohnes Shiroan im niedersächsischen Holdorf (Kreis Vechta). Dort wird die alte Dame unterkommen. „Wir haben viele Gäste nach Hause eingeladen und viel Essen vorbereitet.“