Experten warnen: Der Rhein ist lebensgefährlich

Experten warnen vor riskanten Rettungsversuchen.

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Köln/Düsseldorf. Die dramatische Rettungsaktion am Kölner Rheinufer — bei der am Samstag ein Mädchen und wohl einer der Retter ums Leben kamen — wirft wieder Fragen nach der richtigen Reaktion in solchen Ausnahmesituationen auf. Besonders wenn es im bevorstehenden Sommer wieder etliche Menschen zum Baden an die Ufer des Rheins zieht.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) betont, dass zwar jeder gesetzlich zur Hilfeleistung verpflichtet ist — sich selbst in Gefahr bringen, indem man ins Wasser springt, muss sich jedoch niemand. „Zudem hilft man häufig gar nicht. Der Rhein hat eine so unvorstellbar starke Strömung, dass auch unsere ausgebildeten Rettungsschwimmer nicht immer einfach ins Wasser springen“, erklärt DLRG-Pressesprecher Michael Grohe.

Besser sei es, den Notruf 112 abzusetzen und die Situation telefonisch genau zu beschreiben, damit Rettungsboote sofort ausrücken können. Doch wie sollen sich Schwimmer oder Retter verhalten, die von der Strömung erfasst wurden? „Das Wichtigste ist, nicht dagegen anzuschwimmen, weil sonst sehr schnell die Kräfte schwinden“, sagt Grohe. Vielmehr solle man mit der Strömung schwimmen und versuchen, das nächste Ufer zu erreichen.

Damit solche riskanten Rettungsaktionen aber gar nicht erst nötig werden, warnt die DLRG davor, den Rhein leichtfertig als Ersatz für ein Schwimmbad zu sehen. „Unsere Warnungen sind keine Märchen oder Hirngespinste, das belegen Vorfälle wie vom Wochenende leider immer wieder“, sagt Grohe. „Daher unser Appell: Der Rhein ist keine Schwimmstätte.“

Dass das Unglück von Köln kein Einzelfall ist, belegen auch die Zahlen: Im vergangenen Jahr sind in NRW 50 Menschen ertrunken, in ganz Deutschland 446 (ein Anstieg von 16,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Die DLRG vermutet als einen Grund dafür den schönen Sommer. „Daher gilt es besonders für Eltern, dass sie ihre Kinder nie alleine am Rheinufer spielen lassen“, sagt DLRG-Sprecher Grohe.

Der Retter der beiden Mädchen galt auch gestern weiter als vermisst. Die Suche nach ihm wurde von den Rettungskräften bereits am Samstag eingestellt. Der Grund: „Schon nach 45 Minuten geht die Chance, dass jemand in dem acht Grad kalten Wasser überlebt, gegen Null“, sagt Jens Müller, Sprecher der Kölner Feuerwehr.