Omar Sharif wird 75: Der Charmeur aus Ägypten
Geburtstag: Er war Jahrzehnte lang ein Frauenschwarm: Schauspieler Omar Sharif, berühmt als „Doktor Schiwago“.
Paris. Ein Bild von einem Mann - gut aussehend, exotisch und verführerisch. So sollte Omar Sharif als "Doktor Schiwago" die Frauenherzen erobern und Filmgeschichte schreiben. Das war vor etwas mehr als vier Jahrzehnten. Doch dieser Mann mit dem Schnauzbart und den kohlrabenschwarz glühenden Augen hat vom britischen Gentleman bis zum indischen Maharadscha nahezu alle Rollen gespielt, die entweder eine bizarre, melancholische oder etwas verruchte Persönlichkeit auf die Leinwand bringen sollten. Heute wird der große Charmeur aus Ägypten 75. Als zu Affären neigender Schauspieler von Weltrang mit Hang zu einem aufwendigen Leben und den Spieltischen war Sharif auf seinem Zenit in den Schlagzeilen und gleichzeitig ein Publikumsliebling. 1932 mit einem reichen Holzhändler als Vater noch als Maechel Shaloub in Alexandria auf die Welt gekommen, wuchs er in Kairo auf und zeigte schon als Kind Interesse für das Kino und die darstellende Kunst. Der Junge aus betuchtem Hause gründete eine Schauspielgruppe und feierte sein Filmdebüt 1953 in dem ägyptischen Film "The Blazing Sun". Die prominente Hauptdarstellerin Faten Hamama sollte er nur zwei Jahre später heiraten. Der internationale Durchbruch kam nach mehr als 20 Filmen in Ägypten mit seiner Nebenrolle als Scheich in David Leans "Lawrence von Arabien" (1962). Sie brachte Sharif eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller. Im Jahr 1966 ging mit der hochgelobten Pasternak-Verfilmung "Doktor Schiwago" die Ehe in die Brüche. "Die Nacht der Generäle" (1967) und "Funny Girl" (1968) mit der Jüdin Barbra Streisand an der Seite des zum Islam übergetretenen Sharif sollten folgen. Doch in den siebziger Jahren begann sein Stern zu sinken. Seine Spielleidenschaft machte Sharif 1973 zum Weltmeister im Bridge, sie soll ihn allerdings auch bis an den Rand des Ruins gebracht haben. Sharif hatte sein eigenes Bridge-Team gegründet. Allein bis 1982 verlor er aber mindestens zehn Millionen Dollar beim Roulette. Zu den Allüren des Stars passt die zweijährige Bewährungsstrafe, die ihm unlängst in Los Angeles nach handgreiflichem Streit mit einem Parkplatzwächter aufgebrummt wurde. Doch dann folgte "Herr Ibrahim und die Blumen des Koran" von 2003. In dem Film des Franzosen François Dupeyron läuft der gealterte Charmeur noch einmal zur schauspielerischen Hochform auf. In Venedig hatte er im Anschluss einen "Goldenen Löwen" für sein Gesamtwerk verliehen bekommen. Seit der Scheidung ein Vagabundierer mit Wohnsitzen in den USA, England, Ägypten und Frankreich, fühlt er sich sonst nur in Kairo wohl, weil "unter Freunden".