Opel-Krise: "Das Problem ist Amerika"

Die Stimmung im Bochumer Werk ist schlecht. Die Mitarbeiter resignieren.

Bochum. Spätnachmittagsgeschäft vor Tor 1 von Opel Bochum wie üblich - auf den ersten Blick. Schwere Lkw von Lieferanten fahren vor, bester Stimmung verabschiedet sich eine Besuchergruppe heim nach Paderborn, die darf das, und vereinzelt kommen Arbeiter und Angestellte aus dem Werk.

Dass Opel nach staatlichem Schutz ruft, das wissen sie noch nicht: "Ach Du Heiliger”, entfährt es einem Mann. Er steht vor dem Schaukasten einer Bankreklame: "Kostenfreies Bargeld” heißt es da in großen Buchstaben, "Kostenlose Barabhebungen”, "Täglich verfügbar” - das wird man dann ja sehen.

"Wenn das nach Amerika geht, dann ist das weg”, sagt einer aus der Werkssicherheit; wie die meisten hier und jetzt will er lieber gar nichts sagen, oder höchstens anonym:

Die Stimmung sei "gelassen, abwartend, was will man machen”. Opel in Europa habe ja nie rote Zahlen produziert, "die kommen aus Detroit”.

"Wir wissen ja, dass General Motors kurz vor der Insolvenz steht. Wenn ich bei Opel verantwortlich wäre, würde ich auch staatliche Hilfe wollen”, sagt Wilfried Leitner, einer der Betriebssozialarbeiter: "Die Frage ist, wie man das hinkriegt, Hilfe für Opel an GM vorbei.”

Nach dem, was er sehe, sei "die Stimmung der Belegschaft schlecht, da müssen Sie mich nicht fragen”, meint der 51-jährige Bochumer.

Was sollen sie auch jetzt wägen, was sollen sie an einem kalten, windumtosten Novembernachmittag eine Nachricht abschließend interpretieren, die sie vor zehn Sekunden noch gar nicht kannten.

Aber der eine Punkt kommt immer wieder: "Opel geht es nicht schlecht, das Problem für uns ist Amerika”, meint eine Frau. Staatliche Hilfe wäre in ihren Augen "eine gute Sache, dann hätte man wenigstens eine gewisse Sicherheit”.

"Die ganze Lage ist für uns undurchsichtig. Ob gut oder schlecht, ist schwer zu sagen”, sagt der Kollege neben ihr. "Die Belegschaft ist bedrückt, wir wissen nicht, was kommt”. Und ein Dritter schließlich hält sich ganz raus: "Ich halte mich an das, was uns gesagt wird, Kopf hochhalten und vernünftig weiterarbeiten.”

Die ganzen Interviews, das Abfragen am Werkstor, die Journalisten, die nach und nach vorfahren - es sind ganz ähnliche Bilder wie 2004, als das Werk Bochum zuletzt um seine Existenz kämpfte. Und bestand, unter dem Verlust tausender Arbeitsplätze.

Nur eines ist anders an Tor 1: Die große Uhr auf dem Platz, die stand damals auf 5 vor 12 und gab ein passables Symbolbild ab, das tausendfach gedruckt wurde. Längst aber läuft sie wieder in Echtzeit, doch ob das was zu sagen hat - das wird man dann ja sehen.