Oscar-Preisträger wirbt auf der CeBIT fürs Lesen
Hannover (dpa) - Der Oscar-Gewinner Florian Henckel von Donnersmarck hat sich auf der Computermesse CeBIT in Hannover für Bücher starkgemacht.
„Das wundervolle am Lesen ist, dass man tatsächlich in den Bewusstseinsstrom eines anderen eintauchen kann“, sagte er am Montag in Hannover. So entstehe wahre Empathie, die einen zu einem anderen Menschen machen könne. „Im Film kann man immer noch eine extrem empathische Erfahrung machen, wie in Romanen“, sagt der Regisseur. Für ihn selbst sei Lesen aber mittlerweile auch eine „ermüdende Übung in Selbstdisziplin geworden“.
Henckel von Donnersmarck thematisierte auf der weltgrößten IT-Messe auch das Reizthema Überwachung: „Was den Film zum gelungenen Werk macht, ist die Wanze im Beichtstuhl, dass man die intimsten Geheimnisse von Menschen mitbekommt.“ Diese Situation habe man nur im Kino und bei der NSA, sagte der Regisseur, der mit dem Stasi-Film „Das Leben der Anderen“ 2007 einen Oscar gewonnen hatte.
Heute sei es möglich, alle Filme jederzeit überall zu schauen. „Leute, die sogar noch im Kino an ihren Handys hängen, deprimieren mich aber“, sagte der Regisseur. In Los Angeles, wo er momentan lebt, hätten Kinder schon vom Kindergarten an Laptops. Das nächste große Projekt einer Schule dort sei es, die physische Bibliothek loszuwerden. „Ich glaube, das ist komplett falsch“, betonte Henckel von Donnersmarck. Über Form der Buchstaben und die Machart des Buchs nehme man unbewusst sehr viele Dinge auf.
„Ich glaube, dass all die Technologie, die hier seit 1986 auf der CeBIT präsentiert wurde, unseren Konsum von Kunst verändert hat“, sagte der Regisseur. Auch bei der Produktion von Filmen habe die Technik für neue Möglichkeiten gesorgt: „Für das Geld, für das man damals zwei Rollen Film bekam, bekommt man heute ein ganzes Studio.“ Damit gebe es nun keinen Grund mehr, Kurzfilme zu drehen.