Osterfestspiele: Zeitenwende in Salzburg

Salzburg (dpa) - Intellekt und Genuss - diese Verbindung soll zusammen mit niedrigeren Preisen die Zukunft der Osterfestspiele Salzburg bestimmen. Das erklärte die künftige Leitung mit Dirigent Christian Thielemann und Intendant Peter Alward bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Salzburg.

Der 52-jährige Pultstar wird im kommenden Jahr mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden die Nachfolge von Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern antreten. Thielemann will dabei die Tradition des österreichischen Festivals, das Herbert von Karajan gründete, aufrechterhalten. Dies bedeute vor allem „allerhöchstes Qualitätsbewusstsein“, sagte Thielemann.

Zum Einstand im Jahr 2013 an der Salzach will Thielemann im Gedenkjahr zu Richard Wagners 200. Geburtstag „Parsifal“ mit den Sängerstars Johan Botha in der Titelrolle und Michaela Schuster als Kundry zeigen. Regisseur Michael Schulz sei vielleicht jetzt noch ein Geheimtipp, räumte der Dirigent ein, „aber nachher wird ihn jeder kennen“. Die Inszenierung werde intellektuellen Anspruch haben, aber auch den Sinnen etwas bieten. „Schließlich findet das Ganze statt, damit man Genuss und Freude hat“, erklärte Thielemann. Dabei komme es auf die Ausgewogenheit an: „Zu viel Intellekt macht müde, zu viel Kulinarik macht zu satt.“

Man will auch am elitären Image des Festivals kratzen und die Hemmschwelle für Besucher senken: Mit einer „Nacht der Dresdner Kammermusik“, einem erschwinglichen „Konzert für Salzburg“ und einem neuen Kinderprogramm sollen Vorbehalte abgebaut und neue Publikumsschichten gewonnen werden. „Hoffentlich gibt es dann auch genügend Kinder hier“, scherzte Orchestervorstand Andreeas Wylezol. Die Kartenpreise wurden im Schnitt um 6,5 Prozent gesenkt, erklärte Geschäftsführer Bernd Gaubinger. Damit kostet das teuerste Ticket für einen Opernabend unter 500 Euro.

Als Uraufführung erklingt im Konzertprogramm das Auftragswerk „Isoldes Tod“ von Hans Werner Henze, zudem sind Werke von Ludwig van Beethoven und Gustav Mahler sowie das Requiem von Johannes Brahms geplant. Als Gäste holen die Dresdner den koreanischen Dirigenten Myung-Whun Chung, die Pianisten Evgeny Kissin und Yefim Bronfman sowie den Chor des Bayerischen Rundfunks nach Salzburg.

Der künftige künstlerische Leiter nahm bei der Programmpräsentation vielfach Bezug auf den Festival-Gründer Herbert von Karajan, bei dem er selbst als 20-Jähriger assistierte. „Karajan in Salzburg war für mich eine Qualitätsschule“, erklärte Thielemann. An dieser Tradition will er sich orientieren: „Es soll so sein, dass man hier etwas zu hören bekommt, das man so schnell nirgendwo sonst bekommt.“

Dabei will Thielemann das künftige Programm an den Künstlern ausrichten und nicht an einem starren Konzept festhalten. Aus seiner Vorfreude machte der Pultstar keinen Hehl: „Ich freue mich, mal auf einer solchen Bühne zu arbeiten, und dann mit diesem Orchester - was Schöneres kann ich mir nicht vorstellen.“