Pädophiler arbeitete als Kinderanimateur
Wien/Graz (dpa) - Die Horrorvorstellung aller Eltern im Urlaubsidyll: Ein international gesuchter Pädophiler aus Hamburg hat in einem österreichischen Urlaubsort als Kinderanimateur gearbeitet. Jetzt ist der 48-Jährige gefasst worden.
Er sei nach einer länderübergreifenden Fahndung am Donnerstag in einem Thermenhotel im steirischen Bad Waltersdorf festgenommen worden, teilte das österreichische Bundeskriminalamt am Freitag mit. Beamte brachten den gebürtigen Hamburger in ein Gefängnis nach Graz. Er soll nach Deutschland ausgeliefert werden.
Das Landgericht Itzehoe hatte den Mann nach Angaben der dortigen Staatsanwaltschaft im September 2011 verurteilt. Das österreichische Bundeskriminalamt hatte dagegen erklärt, er sei wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs im April zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er soll sich an seiner siebenjährigen Stieftochter vergriffen haben. Der Deutsche floh jedoch nach seiner Verurteilung mit seinem Auto samt Wohnanhänger über Spanien und Österreich nach Italien und wurde mit einem Europäischen Haftbefehl gesucht, so das Bundeskriminalamt (BKA). Seit mindestens acht Wochen sei er wieder in Österreich gewesen und habe in dem Hotel als Kinderanimateur gearbeitet.
Kritik übte das BKA an der Hotelleitung, die zu leichtgläubig gewesen sei. „Die haben gar nicht gescheit überprüft, wen sie da eingestellt haben“, sagte Sprecher Mario Hejl. Der auf einem Campingplatz ohne festen Wohnsitz lebende Mann habe seinen richtigen Namen genannt, sich aber zehn Jahre jünger gemacht. Nach ersten Ermittlungen seien keine Übergriffe an Kindern bekanntgeworden, die er betreute. Das BKA überprüfe aber noch seine Sachen nach möglichen Hinweisen und rufe möglicherweise betroffene Familien auf, sich zu melden.
Der Mann sei in keiner Weise auffällig gewesen, sagte der Geschäftsführer der betroffenen H2O-Therme, Christian Rotter, dem ORF: „Er ist ein ganz charmanter Mensch und hat wirklich ein tolles Auftreten.“ Der Mann habe nicht nur Kinder-, sondern auch Erwachsenenanimation „wirklich gelebt“. Bei seiner Bewerbung habe er einen plausiblen Lebenslauf vorgelegt. „Zu keinem Zeitpunkt konnten wir ahnen, dass da eine Verurteilung in dem Sinne vorliegt.“
Auch der Besitzer des Campingplatzes, Franz Rath, war von der Nachricht überrascht: „Er ist seit, glaube ich, zwei Monaten da, es ist absolut nichts aufgefallen.“ Der Deutsche sei in seinen Augen ein freundlicher und hilfsbereiter Mensch.
Gemeinsam mit Kieler Zielfahndern spürte die Polizei den Mann im Urlaubsort auf. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Wann er nach Deutschland ausgeliefert wird, konnte der Sprecher nicht sagen.