Patchwork-Künstlerin: Nähen ist wieder schick
Halle (dpa) - Nach der Wende war Nähen in Ostdeutschland aus der Mode. Heute belebt eine Frau in Halle aber ein fast vergessenes Handwerk: Das Patchwork. Junge Frauen lernen bei ihr die Kunst des Zusammenflickens.
Wandschmuck, Eulen, Kosmetiktaschen: Im Geschäft von Inhaberin Grit Weigmann finden sich neben unzähligen Stoffrollen zeitaufwendige Näharbeiten. Seit sieben Jahren verkauft die 42 Jahre alte Frau aus Halle das Material, aus dem sich Patchwork nähen lässt. „Die Stoffbahnen bestehen aus bunter oder bedruckter Baumwolle“, erklärt Weigmann. Beim Patchwork werde das Material zuerst in kleine Stücke geschnitten, um es dann wieder zusammenzunähen. Das Ergebnis sind dekorative Decken für die Wand, sogenannte Quilts, oder gegenständliche Arbeiten wie Kissen, Taschen und Bekleidung. Die Flickkunst erfreue sich seit einem Jahr wieder größerer Beliebtheit, sagt sie. Junge Frauen lernen es bei ihr in Kursen.
„Nach der Wende war Selbstgemachtes eher verpönt“, sagt Weigmann. Viele nähten zu DDR-Zeiten Kleidung oder Accessoires zu Hause, zumal es in den Geschäften keine große Auswahl an modischen Dingen gab. Heute würden vor allem junge Menschen die Handarbeit als solche wieder für sich entdecken. An diesem Trend sei nach ihrer Einschätzung das Internet nicht ganz unschuldig. „Die Leute holen sich dort Anregung und setzen das Gesehene individuell um“, so Weigmann.
Patchwork könne als eine Mischung aus Kunst und Handwerk verstanden werden. Geübte Näher setzen die Stofffetzen sogar zu Bildern zusammen. „Aus der Entfernung gesehen, glaubt man vor einem Gemälde zu stehen“, erklärt Weigmann und zeigt auf ein Exemplar. Doch die Handarbeit habe ihre Eigenarten. In einem etwa vier Quadratmeter großen Wandschmuck stecken nicht nur bis zu 40 Arbeitsstunden, sondern auch knapp die doppelte Stoffmenge, angesichts der Dicke der Arbeiten.
„Patchwork gehört neben dem Stricken und Häkeln zum Standardhobby im Bereich Handarbeit“, sagt Gert Eberhardt, Vereinsvorsitzender der „Initiative Handarbeit“ - einem Verband, dem nach eigenen Angaben deutschlandweit 21 der wichtigsten Handarbeitsfirmen angehören. Patchwork sei für die Branche ein lukratives Geschäft. „Unternehmen, die diese speziellen Stoffe produzieren, verdienen daran gut“, erklärt Eberhardt.