Perfekt unperfekt aussehen: Die Trends bei den Brautfrisuren
Worms (dpa/tmn) — Die Musik geht an, und die Braut erscheint in ihrem Traum von einem Kleid. Der Blumenschmuck ist zurecht gesteckt, ein schickes Auto steht bereit. Jedes noch so kleine Detail an diesem wichtigen Tag ist geplant.
Nur die Frisur muss nicht ganz so perfekt aussehen: „Früher lag kein Härchen an falscher Stelle“, sagt Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffure Deutschland.
Heute ist das zum Teil etwas anders: Passend zu den allgemeinen Frisurentrends ist „Undone Hair“ auch bei Brautfrisuren in Mode. Das Haar soll also so gestylt werden, dass es ungemacht und natürlich aussieht. Letztendlich ist aber auch das Unperfekte perfekt geplant. Dagné schlägt zum Beispiel eine Frisur im lässigen, romantischen Boho-Style vor, „betont locker frisiert, mit einzeln herausgezupften Strähnen“.
Johannes Hess von der Landesinnung Friseure und Kosmetik Saarland sieht die lockeren Frisuren bei den Hochsteckvarianten ebenfalls im Trend. Dabei werden nur einzelne Partien hochgesteckt, und der Rest der Haare fällt locker, beschreibt er. Dabei seien kleinere Zöpfe weiterhin gefragt, fügt Dagné hinzu: „Die neuesten Trends in dieser Richtung sind lockere Flecht-Elemente bei Frisuren, die einen romantischen Undone-Charakter aufweisen“, so Dagné.
Auch Friseurmeister Sebastian Böhm aus Magdeburg beobachtet, dass seit einigen Jahren verstärkt die verspielten und romantischen Frisuren gefragt sind. Ebenso wie Hess schätzt er Locken als wichtiges Grundelement für Hochsteckfrisuren in dieser Art. Diese wirken besonders natürlich. Mit elektrischen Lockenstäben lassen sich die Haare formen.
Im Anschluss könnten Frauen ihre Haare gut auskämmen und locker mit einer oder zwei Haarklemmen hochstecken. Dadurch sehe die Frisur gepflegt aus, aber nicht streng. „Das ist eine Hochzeitsfrisur zum Selbstmachen“, erklärt Böhm. Der Trend gehe dabei vor allem zum asymmetrischen Hochstecken. Zum Beispiel wird nur die rechte oder linke Seite weggesteckt und die andere Seite groß, wellig fallen gelassen. „Da darf dann auch gern ein Diadem oder ein bisschen Haarschmuck rein“, so Böhm.
Bei den Accessoires gehen die Trends laut Hess aber eher dahin, kleinere Teile wie Perlen oder Strasssteine zu verwenden, die punktuell in die Frisur eingearbeitet werden. Für den natürlichen, romantischen Look seien ein paar kleine Rosen geeignet. Früher habe der Friseur nur seine Frisur gesehen und der Florist nur seinen Brautstrauß. „Oft war am Ende das Gesamtbild so überladen, dass es nicht mehr schön gewirkt hat“, sagt Hess. „Heute schaut man sich als Friseur das Gesamtbild an.“ Neben den Blumen sind laut Böhm auch Netze wieder ein Thema.
Ist es allerdings der Wunsch der Braut, ein bestimmtes größeres Schmuckteil zu tragen, zum Beispiel aus einer Familientradition heraus, dann werde die Frisur entsprechend reduziert, erklärt Hess. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Frisuren sehr sauber ausgearbeitet sind - auch dann, wenn die Wirkung „ungemacht“ sein soll, erklären Hess und Böhm.
Doch Hochstecken ist nicht alles. 2015 sind auch offene, wellige Haare im Trend, zum Beispiel unter einem Hut. Zum Frisieren eignet sich laut Hess ein Glätt- oder Lockeneisen. Wichtig sei aber, nicht das komplette Haar von oben bis unten aufzurollen, sondern für ungleichmäßige Bewegungen zu sorgen.
„Mit dem Glätteisen nehme ich eine Haarsträhne in die Hand und kann eine relativ starke Locke machen oder eine ganz leichte Bewegung“, sagt Hess. Oder man lässt den Ansatz glatt und frisiert nur die Haarspitzen lockig. Kurze Haare würden laut Böhm im Jahr 2015 insbesondere gescheitelt und gegelt getragen. Dazu passe beispielsweise ein auffälliger Ohrring und vor allem viel Glanz in den Haaren.
Wichtig ist, dass die Frisur zum Typ passt, erklärt Hess abschließend. „An erster Stelle steht die Individualität des Menschen“, erklärt er. „Die Mode ist so vielseitig, dass wir zu jedem Typ etwas Passendes machen können.“