Peter Maffay: „Musik war für mich die Freiheit“

Mit 14 Jahren kam Peter Maffay nach Deutschland. Es folgte eine große Musiker-Karriere. Morgen wird der Rocker 60.

WZ: Herr Maffay, Sie sind in Rumänien aufgewachsen, kamen mit 14 Jahren nach Deutschland. Wie haben Sie nach der Flucht aus dem Sozialismus Ihre neue Freiheit genutzt?

Peter Maffay: Musik bedeutete für mich: Raus aus dieser Enge. Hundertprozentige Freiheit gab es natürlich auch für mich nicht. Aber zunächst einmal war das der Ansatz. Zu sagen: Ich will nicht, dass mir irgendjemand schon wieder sagt, wie ich mich verhalten muss, wo ich hin muss, was ich zu sagen habe, was ich nicht zu sagen habe, und so weiter. Ich will ein bisschen mehr Farbe erfahren dürfen, denn es gibt Farbe.

Maffay: Ja, es ist schon eine Art Besessenheit geworden. Denn viele sehen ja gar nicht die Notwendigkeit, so exzessiv an diesem Ziel zu arbeiten.

Maffay: Das ist ein bisschen Mumpitz, ein bisschen leichtfertig. Das sind so Schlagworte. Da steht dann so ein Image, das nicht wirklich tief geht. Ich kenne andere, die sind viel ehrlicher als ich. Ob ich ehrlich bin oder nicht, das müssen andere entscheiden. Es gibt da eine ethische Ausrichtung, nach der versuche ich zu leben, und da spielt Ehrlichkeit eine Rolle. Aber ich habe in meinem Leben auch schon gelogen, Dinge vertuscht und geheim gehalten. Ich bin da keinen Deut besser als irgendjemand anderes. Man wird da sehr schnell Dieb.

Maffay: Ich habe Gefühle geklaut. Ich habe Zeit geklaut, anderen Leuten Zeit geklaut. Ich habe meine eigene Zeit manchmal vergeudet.

Maffay: Indem man zu viel Zeit auf die falschen Dinge verwendet. Indem man sich die Fertigkeit nicht aneignet, mit der Zeit richtig umzugehen. Indem man jemanden warten lässt, der einen braucht. Indem man den Bedarf an zeitlicher Zuwendung, den jemand beansprucht, ignoriert. Zeit ist ein spannendes Thema. Und es wird immer spannender, zum Ende hin.

Maffay: Ich möchte nicht auf meine Harley steigen und auf der anderen Seite wieder herunterfallen. Das wäre schlecht. Aber sonst habe ich keine Angst vor dem Alter. Ich habe nur Angst, dass ich krank werde und mich quäle.

Maffay: Wenn die Lederhosen zu sehr schlottern und die Nieten rausfliegen, dann ist es in der Tat Zeit, entweder die Stilistik zu ändern oder aufzuhören. Ich habe letztens die Gelegenheit gehabt, Leonard Cohen zu hören, der gut über 70 ist. Phänomenal! Ich glaube schon, dass man das, was man tut, anpassen muss an das, was noch geht. Aber man kann viel für sich tun. Fitness, gesundes Essen, Fröhlichkeit. Fröhlichkeit habe ich manchmal zu wenig. Positive Menschen werden unglaublich alt.