Petition fordert Homo-Ehe für Ernie & Bert
New York (dpa) - Als würde die Herabstufung der US-Bonität den Amerikanern nicht genug Sorgen bereiten, setzen sich einige Amerikaner seit Tagen mit einer anderen wichtigen Frage auseinander: Sind Ernie & Bert aus der „Sesamstraße“ schwul oder nicht?
Und wenn ja, sollen die beiden heiraten dürfen? Neu aufgeworfen hat diese Frage ein Mann aus Chicago namens Lair Scott. Seit Anfang August sammelt er in einer Online-Petition Stimmen für die seiner Meinung nach längst fällige Hochzeit der beiden Puppen. Die Macher der „Sesamstraße“ sind jedoch wenig begeistert und reagieren ablehnend.
Einige tausend Befürworter haben unter der Petition „Let Bert & Ernie get married on Sesame Street“ (Lasst Ernie & Bert in der Sesamstraße heiraten) ihre virtuelle Unterschrift hinterlassen. Um sein gestecktes Ziel zu erreichen, müsste Scott 20 000 Stimmen sammeln. „Wir verlangen von der "Sesamstraße" nichts Geschmackloses oder Respektloses. Es kann auf eine sehr geschmackvolle Art und Weise unternommen werden. Lasst uns Toleranz denen gegenüber lehren, die anders sind“, schreibt Lair Scott auf der Webseite „change.org“.
Als Antwort auf Scotts Petition sind Gegen-Umfragen gestartet worden. Unter „Lasst Ernie & Bert in Ruhe“ und „Erhaltet die Unschuld der "Sesamstraße" - Lasst Ernie & Bert Freunde bleiben“ kann man auch gegen die Homo-Ehe der beiden Stoffpuppen stimmen. Zunächst kamen nur einige Dutzend Unterschriften zusammen - ein ernüchterndes Ergebnis für Fans, die den Status quo beibehalten wollen.
Auch die Vertreter der „Sesamstraße“ scheinen jedenfalls keinen großen Gefallen an Scotts Idee zu finden. In einer schriftlichen Erklärung heißt es: „Obwohl sie als männlich gekennzeichnet sind und menschliche Eigenschaften und Verhaltensregeln aufweisen, bleiben sie dennoch Puppen und haben keine sexuelle Orientierung“.
Damit scheint die Kindersendung noch einmal eine Stellungnahme des Präsidenten der „Sesamstraße“, Gary Knell, aus dem Jahr 2007 zu unterstreichen. „Sie sind nicht homosexuell, sie sind nicht heterosexuell, sie sind Puppen. Sie existieren unterhalb der Taille nicht.“
Beim zuständigen deutschen Sender NDR sagt ein Sprecher ganz politisch-korrekt: „Ernie und Bert könnten gegensätzlicher nicht sein - und sind doch seit mehr als vier Jahrzehnten die besten Freunde. Wir finden: einen besonderen Beweis dafür brauchen weder die beiden noch ihr Publikum!“
Vor 40 Jahren wurden Ernie & Bert von Jim Henson, dem Erfinder der „Sesamstraße“, ins Leben gerufen. Bereits damals soll die Frage nach der Art ihrer Beziehung aufgekommen sein - allerdings lediglich hinter vorgehaltener Hand. Die Frage schien berechtigt: Die zwei Freunde teilen sich nicht nur Wohnung und Schlafzimmer, sondern baden auch gemeinsam und tragen ähnliche Outfits.
Charakterlich sind sie gänzlich verschieden. So ist Ernie stets der naive und liebenswürdige Tollpatsch, während Bert den schroffen Grummelbär mimt. Gerade diese freundschaftliche Beziehung von zwei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten soll Vorschulkindern zeigen, dass man sich auch gut mit denen befreunden kann, die anders sind als man selbst, so die Produzenten der „Sesamstraße“.
Vollkommen neu ist die Frage nach der geschlechtlichen Orientierung von Ernie & Bert also nicht. Der Zeitpunkt der aktuellen Diskussion erscheint jedoch nicht zufällig. Erst im Juli wurde im Bundesstaat New York - der Wiege der amerikanischen Schwulen- und Lesbenbewegung - die Homo-Ehe eingeführt. Damit ist New York der größte Bundesstaat, der homosexuellen Paaren die Heirat erlaubt - ein gewaltiger Motivationsschub für Befürworter der Homo-Ehe.
Medien in Amerika und weltweit greifen die Debatte um Ernie & Bert eifrig auf. Und in Online-Diskussionsforen sprechen sich viele Leute für und gegen die Homo-Hochzeit der Plüsch-Puppen aus. Einige finden, dass die Kinder-Lieblinge eindeutig „nur“ Mitbewohner sind, andere sehen in ihnen zweifelsfrei ein Paar.
Der „YouTube“-Nutzer „MikeysGayToday“ nimmt ironisch und voller Klischees Stellung: „Bert ist ganz klar hetero, denn kein Schwuler würde mit ungezupften Augenbrauen herumlaufen. Ernie dagegen ist absolut schwul, denn er hat erst gar keine Augenbrauen und kann sich so stets leicht in eine Drag-Queen verwandeln.“