Pferde und Feuer: "Ein Leichtsinn hoch drei"
Für Fachleute in der Region geht die Sicherheit vor.
Düsseldorf. "Reiten ist eine Risikosportart." Auf Björn Büths Reitanlage St. Georg in Düsseldorf gehören Stürze zum harten Reiteralltag, etwa alle zwei Wochen hebt es im Unterricht jemanden aus dem Sattel - meist mit glimpflichem Ausgang. Aber das Bewusstsein für die Gefahren des Sports sei heute groß. Ebenso wie das Verantwortungsbewusstsein: Reitkappen sind in der Reitschule Pflicht, gerade Kinder tragen immer öfter Schutzwesten für die Wirbelsäule.
Reitunfälle sind gerade in NRW immer wieder ein Thema. Denn gemessen an Mitgliederzahlen in den Vereinen ist das Bundesland "die stärkste Reiterregion in der Welt", sagt Ilja Waßenhoven vom Pferdesportverband Rheinland. Rund 180.000 aktive Vereinsreiter gibt es.
Trotz der Dichte: Sicherheit geht für die Reitschulen vor. Das Verhalten der Verantwortlichen bei dem Massenausritt im Emsland nennt Peter Willi Hilgers vom Neusser Hilgershof "Leichtsinn hoch drei". Ausritte nachts seien schon eine knifflige Angelegenheit, die nur unter Begleitung von ausreichend Fachpersonal denkbar seien. "Aber Pferde und Fackeln - das passt ohnehin gar nicht zusammen." Die Tiere hätten eine natürliche Scheu vor Feuer.
Hanno Klinken, der eine Reitschule in Mönchengladbach betreibt, sieht zudem die Größe der Reitergruppe kritisch. "100 Pferde, das ist unverantwortlich." Denn Pferde sind Herden- und Fluchttiere - scheut eines, kann sich in einer großen Gruppe schnell eine gefährliche Dynamik entwickeln. "Die Betreuer waren in diesem Moment sicher machtlos", sagt Björn Büth.
Vor einer Verurteilung des Reitsports warnen die Profis. Die Schutzausrüstung gerade für Kinder sei stark verbessert worden. "Und die Eltern sind heute auch viel vorsichtiger", sagt Hanno Klinken. Mehr als vielleicht einen Knochenbruch binnen mehrerer Jahre hat Peter Willi Hilgers auf seinem Hof nicht erleben müssen. "Aber mein Sohn spielt Fußball", sagt er. "Der kommt jedes Wochenende mit Blessuren nach Hause."