Mehr als 3300 Hinweise Phantombild soll Morde in Endingen und Kufstein aufklären

Endingen (dpa) - Für die Ermittler ist es nach monatelanger erfolgloser Arbeit eine neue Hoffnung: Nach dem Mord an einer 27 Jahre alten Joggerin in Endingen bei Freiburg setzt die Polizei bei der Suche nach dem Täter auf ein Phantombild.

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Die Zeichnung wurde nach der Aussage einer Zeugin erstellt, wie die Ermittler mitteilten. Die Frau hatte den Unbekannten am Tag des Mordes in der Nähe des Tatorts gesehen. Es könne sich um den Täter oder aber um einen Zeugen handeln, sagte ein Polizeisprecher.

Die 27-Jährige war Anfang November ermordet worden. Sie war an einem Sonntag alleine zum Joggen aufgebrochen, aber nicht zurückgekehrt. Ihre Leiche fand man Tage später. Dem Unbekannten wird auch der Mord an einer 20 Jahre alten französischen Austausch-Studentin aus Lyon im Januar 2014 im rund 400 Kilometer entfernten Kufstein in Österreich zur Last gelegt. An beiden Orten wurden identische Körperspuren gefunden. Beide Opfer wurden den Angaben zufolge sexuell missbraucht und erschlagen.

Nach dem Mord in Österreich hatten die dortigen Ermittler bereits mit einem Phantombild nach dem Täter gesucht. Die deutsche Polizei hatte dieses Bild jedoch nicht für ihre öffentliche Fahndung verwendet, weil es schon älter und auch zu ungenau war, wie der Freiburger Polizeisprecher Walter Roth sagte. „Das nun veröffentlichte Bild orientiert sich an in Endingen gemachten neuen Zeugenaussagen.“ Damit gebe es bessere Aussichten, fündig zu werden.

Mit dem neuen Phantombild könne die Chance, die beiden Morde aufzuklären, steigen. „Gewissheit, den Mörder zu finden, gibt es naturgemäß nicht“, sagte er. Angewiesen seien die Ermittler nun auf Hilfe der Bevölkerung. Wer Hinweise geben könne, solle sich melden.

Das Bild zeigt einen Mann mit Brille, etwa 50 bis 55 Jahre alt und etwa 1,75 bis 1,80 Meter groß. Beide Bilder weisen Ähnlichkeiten auf. Das neue Bild könnten nun helfen, weitere Zeugen und damit auch den Täter zu finden, sagte Roth. Die Angaben der Zeugin, die den Mann gesehen hat, seien vergleichsweise präzise gewesen.

Seit dem Mord in Endingen verfolgte die Polizei nach eigenen Angaben mehr als 3300 Hinweise. „Eine konkrete Spur zum Täter ergab sich bislang nicht“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer. Die Polizei bittet nun weiter um Hinweise. Insgesamt sind 28 500 Euro Belohnung ausgesetzt. Die nach der Tat gebildete Sonderkommission „Erle“ bleibt mit 40 Beamten bestehen, außerdem arbeitet die deutsche Polizei eng mit österreichischen Ermittlern zusammen.

Parallelen zwischen den beiden Fällen seien eindeutig, sagte Roth. Zuletzt seien Spuren beider Tatorte noch einmal verglichen worden. So habe ein Spürhund angeschlagen, als er mit Geruchsspuren aus Kufstein am Tatort in Endingen auf die Suche geschickt wurde. Dies zeige, dass an beiden Orten der gleiche Mann war.

Die Leiche der Frau in Endingen war nach einer tagelangen Suchaktion in einem kleinen Waldstück in den Weinbergen des 9000 Einwohner zählenden Ortes gefunden worden. Eine der Spuren führt den Ermittlern zufolge in die Speditions- und Fernfahrerbranche. Bei der Tat in Österreich benutzte der Täter als Waffe eine Eisenstange, die bei hydraulischen Hebesystemen zum Einsatz kommt. Auch das Opfer in Endingen wurde mit einem Gegenstand, vermutlich einer Eisenstange, erschlagen. Ermittlungen mit diesem Schwerpunkt brachten den Angaben zufolge bislang aber keine entscheidenden Erkenntnisse.

Zusammenhänge zu weiteren Taten gibt es den Angaben zufolge derzeit nicht. Rund drei Wochen vor der Tat in Endingen war in Freiburg eine Studentin vergewaltigt und getötet worden. In diesem Fall sitzt ein junger Flüchtling in Untersuchungshaft. Für die Morde in Endingen und Kufstein kommt er den Ermittlern zufolge als Täter nicht infrage.