Polizeikontrolle in Zug eskaliert - Ein Toter, drei Schwerverletzte
Kempten (dpa) - Bei einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Polizisten und Fahrgästen in einem fahrenden Zug ist im Allgäu ein Mann ums Leben gekommen. Drei weitere Männer, darunter die beiden Bundespolizisten, wurden am Freitag schwer verletzt.
Der eine Beamte erlitt einen Beinschuss, sein Kollege erlitt einen Schlag auf den Kopf. Die genauen Hintergründe der Tat in der Regionalbahn waren auch Stunden nach dem Vorfall noch völlig unklar.
Wie das Kemptener Polizeipräsidium berichtete, wollten die beiden Polizisten die Fahrgäste des Zuges von Kaufbeuren nach Kempten kurz nach 14.30 Uhr kontrollieren. Dabei fiel ihnen auf, dass ein Passagier zur Fahndung ausgeschrieben war. Dies löste den gewalttätigen Streit zwischen den Beamten und den beiden Männern aus.
In der Folge fielen mehrere Schüsse, ein Geschoss traf den einen Polizisten. Unklar blieb zunächst, ob auch die beiden Polizisten geschossen hatten. „Durch wen und in welche Richtung geschossen wurde, ist noch Gegenstand der Ermittlungen“, sagte Polizeisprecher Markus Asbach am Abend.
Von weiteren Mittätern geht die Polizei aber nicht aus. „Es konnte ermittelt werden, dass es zwei Tatverdächtige gab. Die haben wir. Die Fahndung ist damit aufgehoben“, sagte Polizeisprecher Jürgen Krautwald am Abend. Zu den Personalien des Toten und der drei Verletzten wollte die Polizei nichts mitteilen.
Bei Günzach kam es infolge der blutigen Auseinandersetzung zu einer Notbremsung des „Alex“-Expresses, der nach Angaben Asbachs mit 120 bis 150 Fahrgäste gut besetzt war. Die unbeteiligten Menschen kamen mit dem Schrecken davon, einige von ihnen wurden aber später von Experten psychologisch betreut.
Mehrere Fahrgäste flüchteten nach dem Nothalt aus den Waggons, offensichtlich auch die beiden Täter. „Es ist gut möglich, dass die beiden Täter noch beim Rollen des Zuges herausgesprungen sind“, betonte Polizeisprecher Asbach. Die Leiche des einen gesuchten Mannes wurde später direkt an der Bahnstrecke entdeckt. Der zweite Täter wurde mit schweren Verletzungen in der Nähe gefunden und mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen. Alle drei Schwerverletzten sind außer Lebensgefahr.
Die Bahn fuhr nach dem Nothalt weiter bis nach Kempten. Der dortige Bahnhof wurde von zahlreichen Einsatzkräften abgeriegelt und der Zug durchsucht, weitere Täter aber nicht entdeckt. Die restlichen Fahrgäste konnten den Zug verlassen. Der Zug soll nun auf einem Nebengleis genau untersucht werden. Am Abend wurde der Bahnhof Kempten wieder geöffnet.
Wegen des Zwischenfalls wurde ein Großalarm ausgelöst, mehr als 100 Polizisten und Helfer von Rettungsdiensten waren im Einsatz. Die Bahnstrecke zwischen Kempten und Günzach wurde stundenlang wegen des Einsatzes gesperrt.