Polizisten bekommen Ekel-Schnitzel serviert
Verpflegung: Die Beamten toben wegen der gelieferten Einsatz-Kost. Jetzt wollen sie lieber wieder selbst kochen.
Mettmann/Wuppertal. Die Polizeigewerkschaft tobt und fürchtet um die Gesundheit ihrer Kollegen. Beamten sind in den vergangenen Wochen bei ihren Einsätzen eklige Kost von einer Verpflegungsfirma serviert worden. Die Schuld für das verdorbene Essen gibt die Gewerkschaft der Landesregierung. Diese habe nämlich vor wenigen Jahren beschlossen, die Einsatzverpflegung zu privatisieren - um zu sparen.
"Die Polizei muss deshalb die Einsatzküchen wieder selbst übernehmen", fordert Stephan Hegger, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW, "bevor es zu ernsthaften Sicherheitsproblemen kommt, weil unsere Kollegen reihenweise wegen Lebensmittelvergiftung ausfallen." Der Lieferant hat allerdings inzwischen Besserung gelobt.
Zum WM-Auftakt gab es ein Unentschieden zwischen Südafrika und Mexiko - und für die Polizei in Mettmann verschimmelte Schnitzel. Die Beamten sollten das Public Viewing in der Mettmanner Innenstadt überwachen und zwischendurch vor Ort verpflegt werden. Aber auf den einzeln verpackten Puten-Schnitzeln - in schwarzer Plastikschale mit zwei Tütchen mittelscharfem Senf - hatten sich verdächtige bläulich-weiße Punkte breitgemacht.
"Das gab Anlass zur Sorge", sagt ein Polizeisprecher, "die meisten Kollegen haben das Fleisch dann nicht gegessen." Eine Untersuchung ergab: Neun von zehn Schnitzeln waren vergammelt. "Krank wurde glücklicherweise niemand."
Nur wenige Tage vorher hatten Wuppertaler Polizisten beim Dienst auf einem Stadtfest bereits verdorbene Frikadellen und abgelaufene Butter vorgesetzt bekommen. Lieferant war eine Düsseldorfer Verpflegungs-Firma. Kein Einzelfall: Beim Einsatz während der Großleinwand-Übertragung während des ersten deutschen WM-Spiels sollen sich Polizisten über nicht durchgebratene Schnitzel beklagt haben. Auch am Maifeiertag hatte es Beanstandungengegeben.
Seit Ende April darf jede Polizeibehörde das Essen für längere Außeneinsätze nur noch bei festgelegten Lieferanten bestellen - früher hatten die einzelnen Behörden eigene Einsatzküchen. "Das lief eindeutig besser - und war billiger", sagt Hegger. Das Innenministerium besteht aber darauf, dass weiter die Privaten für die Polizisten kochen.
Vermitteln im Schimmel-Skandal will das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZDP), das für die Beamten-Verpflegung zuständig ist. Das Amt hat Verträge mit Firmen geschlossen. Der Lieferant, der die Schimmel-Schnitzel schickte, sei einbestellt worden. Er habe sich entschuldigt und werde in Zukunft die Qualität seiner Ware öfter kontrollieren, sagt LZPD-Direktor Jürgen Mathies. "Schadensbegrenzung" nennt Gewerkschaftssprecher Hegger das. "Das reicht uns nicht - die Fehlerquelle ist nicht beseitigt." So werde sich der "Mettmanner Schimmelskandal" garantiert wiederholen.