Geldbuße Polnisches Gericht verurteilt ZDF wegen Dreiteilers "Unsere Mütter, unsere Väter"

Warschau · Ein Gericht in Krakau hat am Freitag das Zweite Deutsche Fernsehen wegen seines Dreiteilers "Unsere Mütter, unsere Väter" zu einem Schadenersatz und einer Entschuldigung an ehemalige polnische Kämpfer gegen Nazi-Deutschland verurteilt.

Die Schauspieler Volker Bruch und Tom Schilling bei den Dreharbeiten für den ZDF-Mehrteiler «Unsere Mütter, unsere Väter» auf dem Gelände der ehemaligen Hildebrandschen Mühle in Halle/Saale.

Foto: picture alliance / dpa/Jens Wolf

Richter Kamil Grzesik erklärte zur Begründung, in der ZDF-Miniserie würden Soldaten der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa, AK) "nicht in Übereinstimmung mit der Wahrheit und inkorrekt dargestellt".

Der Richter erklärte, diese Falschdarstellung habe "direkte Auswirkungen" auf die "Ehre und Würde" des Klägers, des 94-jährigen AK-Veterans Zbigniew Radlowski. Dieser Überlebende eines Konzentrationslagers und Retter von Juden während des Holocausts hatte die Klage mit Unterstützung des Verbands der AK-Veteranen angestrengt.

Die Armia Krajowa war während des Zweiten Weltkriegs die Armee der polnischen Exilregierung in London. In der ZDF-Serie werden AK-Soldaten als Antisemiten gezeichnet, was in Polen eine Welle der Entrüstung auslöste.

Das Krakauer Gericht verurteilte das ZDF und die UFA-Produktionsfirma von "Unsere Mütter, unsere Väter" dazu, Radlowski eine Geldbuße von umgerechnet 5000 Euro zu bezahlen und im polnischen sowie im deutschen Fernsehen eine Entschuldigung zu veröffentlichen.

Das ZDF kündigte umgehend Berufung gegen das Urteil an. Es teilte der Nachrichtenagentur AFP sein Bedauern darüber mit, dass das Gericht "der künstlerischen Freiheit nicht genügend Beachtung geschenkt" habe. Der Sender erinnerte daran, dass er bereits 2013 auf die Kritik an bestimmten Passagen reagiert habe.

Damals hatte es geheißen, dass großer Wert "auf eine differenzierte Darstellung aller Figuren" gelegt worden sei. Dies betreffe auch die Menschen, denen der flüchtige deutsche Jude Viktor in Polen begegne, etwa eine Polin, die ihn schützt, oder den Sohn eines polnischen Bauern, der die beiden vor der Entdeckung durch die Deutschen rettet.

Der Dreiteiler handelt von fünf miteinander befreundeten jungen Deutschen während des Zweiten Weltkrieg. Einer von ihnen, Viktor, entkommt seiner Deportation ins NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und schließt sich der Heimatarmee an.

Die ZDF-Miniserie wurde 2014 mit dem Internationalen Emmy ausgezeichnet. Der Ableger des renommierten US-Fernsehpreises Emmy wird für TV-Produktionen außerhalb der USA vergeben. "Unsere Mütter, unsere Väter" erhielt im selben Jahr auch die Goldene Kamera der Programmzeitschrift "Hörzu".

(AFP)