Popstar Wyclef Jean kandidiert als Präsident von Haiti
Der politisch engagierte Sänger tritt bei den Wahlen am 28. November an.
Washington/Port-au-Prince. (dpa) Der aus Haiti stammende Popstar
Wyclef Jean will Präsident seines Heimatlandes werden. Er habe die
Formalitäten erledigt und kandidiere bei den Wahlen am 28. November,
sagte Jean dem US-Nachrichtensender CNN am Donnerstagabend in einem
Interview aus der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince.
Jean ist politisch engagiert und hat sich zum Beispiel nach demverheerenden Erdbeben in Haiti für den Wiederaufbau seines Heimatlandesstark gemacht. Im Januar waren bei der Naturkatastrophe mehr als 220000 Menschen ums Leben gekommen, die Hauptstadt Port-au- Prince wurdein weiten Teilen zerstört. Jean versprach, er wolle dieLebensbedingungen der Haitianer verändern.
Er organisierte Benefizkonzerte und warb Spendengelder ein. Mitseiner Organisation Yéle Haiti unterstützt er schon seit Jahren
Jugendprojekte im ärmsten Land Amerikas. Der 37-Jährige hatte sich
immer wieder in politische Debatten eingemischt und zum Beispiel das
Krisenmanagement von Präsident René Préval scharf kritisiert.
Neben Jean sind nach Angaben der provisorischen Wahlkommission bisher rund zehn Bewerber eingeschrieben. Die bekanntesten sind der Unternehmer Charles Baker und die Politiker Michel Martelly und Gerard Blot. Nach Angaben des Senders "Radio Metropole" wird erwartet, dass insgesamt rund 30 Personen ihre Bewerbungsunterlagen einreichen.
Wyclef Jean wurde 1972 in Haiti geboren, seine Familie wanderte
aber wenige Jahre später in die USA aus. In den 90er Jahren machte er als Hip-Hop-Sänger international Karriere, insbesondere mit der Sängerin Lauryn Hill und
seinem Cousin Pras Michel als "The Fugees". Die "Fugees"-Songs "Killing
me softly" und "Ready or Not" landeten 1996 weltweit auf den vorderen
Plätzen der Hitparaden.
Jean war anschließend allein erfolgreich und arbeitete zudem für Michael Jackson, Carlos Santana, Mick Jagger,Destiny's Child, Whitney Houston, die Black Eyed Peas und andereStars.
Jean wäre nicht der erste Musiker, der in Lateinamerika in die
Politik strebt. Salsastar Ruben Blades war von 2004 bis 2009
Tourismusminister seines Heimatlandes Panama. Dort hatte er 1994
schon für das Präsidentenamt kandidiert und den dritten Platz belegt.
Der Musiker Gilbert Gil war von 2003 bis 2008 brasilianischer
Kulturminister.