Porträt: Von den Varianten des Glücks
Ulrike Folkerts spielt in der ARD einmal nicht die Kommissarin und spricht über ihre komische Ader.
Berlin. Fast hätte Ulrike Folkerts in demFilm,den die ARD Diestadabend (26. Juni) zeigt, über die Stränge geschlagen: "Manchmal war ich schon versucht, als Lehrerin Thea bewusst ganz anders zu sein als die Kommissarin Lena Odenthal." Aber Regisseur Gregor Schnitzler hat sie rasch wieder auf einen moderaten Weg zurückgeführt.
Vertraute Gefühle für ihre Darstellerin? Ulrike Folkerts lacht auf: "Etwas so Schlimmes wie hier gibt es in meinem Leben glücklicherweise nicht. Aber jeder trägt doch wohl in sich irgendeine Sache, die kratzt und schmerzt und bei der man denkt: Wie konntest du nur so verletzend sein?"
Die Rolle war zugleich ein Geschenk für die sichere Quotenbringerin Folkerts, die mit ihrer Odenthal einen der haltbarsten deutschen TV-Mythen schuf. Aber sich auf Star-Lorbeer wohlig auszuruhen, liegt ihr nun mal nicht. Die 46-Jährige sucht das Neue, das Andere. Zwei Salzburger Festspielsommer lang hat sie als Tod im "Jedermann" so gleißend brilliert, dass sich mancher im Parkett die Augen rieb: "Das kann unmöglich unsere Lena sein."
Und Folkerts sieht auch ihre TV-Kommissarin ganz gern ein wenig "angeschrammt" und nicht nur formschön schnittig. Nicht einmal vor einem kleinen Schock würde sie zurückschrecken. Zu ihrem vorletzten "Tatort", dem "Roten Tod", als die Odenthal Angst haben musste, sie könne HIV-positiv sein, sagt Folkerts: "Ich hätte nichts dagegen gehabt, sie wäre es wirklich gewesen." Aber das hätte der Odenthal-Gemeinde denn doch wohl die Haare zu steil in die Höhe getrieben.
Gelegentliche Odenthal-Ermüdung in der Vergangenheit kann sie nicht leugnen, auch wenn es ihr nach 18 Krimijahren meist doch Spaß macht. Der Knackpunkt sind die Bücher: "Die sind nicht immer gleichmäßig gut. Und mich durch eine schwache Vorlage durchzumauscheln, liegt mir einfach nicht."
Zur Person: Sie wurde am 14. Mai 1961 in Kassel geboren. Mit ihrer Lebensgefährtin lebt Ulrike Folkerts seit Jahren in Berlin.
Zum Engagement: Die "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal spielt Ulrike Folkerts seit 1989. Die Freizeitsportlerin startete 1994 bei den Gay Games in New York und 2002 in Sydney als Schwimmerin. Für ihr Engagement gegen Landminen und für Straßenkinder in Afrika zeichnete Bundespräsident Horst Köhler sie vorige Woche mit dem Bundesverdienstkreuz aus.