Postboten zu Kontrollbesuch bei Senioren

Mülheim/Gelsenkirchen (dpa) - Dass Menschen nach einem Schwächeanfall oder Sturz tagelang hilflos in ihrer Wohnung liegen, passiert immer wieder. Die Deutsche Post will das ändern und startet in Mülheim und Gelsenkirchen im Juli das bundesweit einmalige Pilotprojekt „Post Persönlich“.

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Wer sich anmeldet, bekommt neben der Briefzustellung auch einen Kontrollbesuch vom Postboten. Der Zusatzservice richte sich nicht nur an ältere Menschen, sondern an alle Hilfsbedürftige in jedem Alter, sagte Postsprecher Rainer Ernzer.

Die Idee: Der Zusteller erkundigt sich an der Haustür nach dem Wohl der Kunden. Sollten die Bewohner Hilfe benötigen oder nicht die Tür öffnen, verständigt der Postbote die Johanniter-Unfall-Hilfe. Die Hilfsorganisation kümmert sich als Kooperationspartner um die medizinische Versorgung. Im Notfall wird auch der Rettungsdienst gerufen.

Die Zusteller ersetzten keine Altenpfleger, betonte die Post. „Der Postzusteller macht keine medizinische Begutachtung“, sagt Ernzer. Vielmehr solle den Kunden und Angehörigen Sicherheit geboten werden, ähnlich wie bei einem Hausnotruf-System, aber mit persönlicher Note. Das kostet den Abonnenten um die 40 Euro im Monat.

Allerdings wird die Zusatzleistung nicht täglich angeboten: Je nach Wunsch kann der Service von Dienstag bis Freitag oder bis Samstag gebucht werden. Am Sonntag und Montag klingelt der Bote nicht.

Als „Frechheit“ und „Bauernfängerei“ kritisiert die Deutsche Stiftung Patientenschutz das Angebot. Mit 40 Euro liege es doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Hausnotrufdiensten, sagt der Vorstandsvorsitzende Eugen Brysch. „Mit der Vertrauensstellung Postbote, der für viele einsame Senioren der einzig menschliche Kontakt am Tag ist, soll schnelle Kasse gemacht werden.“ Andere Anbieter erkundigten sich täglich - auch am Wochenende.

Auch für die Zusteller birgt das Konzept Herausforderungen: Zusätzliches Geld sollen sie nach Gewerkschaftsangaben für ihren Dienst nicht bekommen, allerdings ein extra Zeitfenster. „Ein bis zwei Minuten pro Kunde sind bislang als Zeitansatz eingeplant. Aus unserer Sicht ist das realitätsfern, um diesen Service zu gewährleisten“, sagt der Sprecher der Fachgewerkschaft der Post DPVKOM Maik Brandenburger.

Die Post glaubt hingegen, dass die Zeitansätze ausreichend sind und bezeichnete den Preis als „angemessen“. Postsprecher Ernzer betonte aber auch, dass es sich um eine Testphase handelt, in der zunächst Erfahrungswerte gesammelt werden müssten. Zahlreiche Kundenanfragen lägen bereits vor. Eine genaue Angabe wollte das Unternehmen nicht machen. Das Projekt „Post Persönlich“ läuft zunächst bis September. Wenn es gut angenommen wird, ist eine Ausweitung geplant.