Projekt: Big Brother für Astronauten
Sechs Männer simulieren in einem Container den Mars-Flug.
Moskau. Manchmal hat totale Isolation auch Vorteile. Während Moskau unter Hitze und giftigem Qualm leidet, leben sechs Männer in einem abgeschlossenen Container bei 22Grad. Die drei Russen sowie je ein Chinese, Italiener und Franzose simulieren seit zwei Monaten einen Flug zum Mars und zurück. 520 Tage würden Raumfahrer für solch eine Reise vermutlich benötigen.
Langeweile ist nach mehr als 60 Tagen Einsamkeit noch nicht eingekehrt. "Niemand will schon raus", berichtet Peter Gräf, Projektleiter beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). Alle sechs seien mit Begeisterung beim Projekt "Mars500" dabei.
Das "Raumschiff" erinnert an "Big Brother". Überall hängen Kameras, sie dokumentieren, ob die Probanden die 100 Forschungsprojekte wirklich durchziehen. Ein Mediziner hat den Nahrungsplan ausgetüftelt, modernste Technik macht aus den Raumfahrern gläserne Patienten.
"Mars500 ist das schwierigste Experiment in der Geschichte der Raumfahrt", sagt Oliver Twickel über das Projekt in Moskau. Der Bundeswehr-Hauptmann verbrachte vor gut einem Jahr selbst 105Tage unter Beobachtung im Raumfahrer-Container.
Niemand weiß, ob die Probanden durchhalten. Noch stehen den "Marsianern" mehr als 450 Tage bevor. "Die Erfahrung steigt mit jedem Tag, gleichzeitig sinkt aber die Motivation, da man alle Arbeiten schon vielfach gemacht hat", erinnert sich Oliver Twickel.
Immerhin gibt es dann und wann Abwechslung für die sechs Männer. Vor kurzem hatte der Franzose Geburtstag, die Männer feierten mit aufgetautem Kuchen und Pulverwein. Eigens lud die "Bodenstation" eine in Moskau lebende Freundin von Charles ein, die ihm am Telefon in seiner Muttersprache gratulierte.