Abenteuer auf dem Seitenstreifen
Susa Bobke (45) arbeitet als Pannenhelferin – und hat festgestellt: „Männer sind anders. Autos auch.“
München. Gern wird Susa Bobke von Männern mit folgenden Worten begrüßt: "Das ist nicht mein Auto, sondern das meiner Frau!", manchmal auch "Wo ist denn Ihr Kollege?", oder: "Gibt es jetzt auch Mädchen beim ADAC?" Dann lacht die Pannenhelferin. "Mit jedem Jahr, das ich älter werde, wird diese Frage grotesker. Mittlerweile bin ich schon 45."
Seit 17 Jahren arbeitet sie als "Gelber Engel" beim ADAC (fünf Frauen kommen dort auf 1700 Männer), mehr als 20 000 Pannen hat sie verarztet. Ihre schönsten und kuriosesten Erlebnisse auf dem Standstreifen hat sie aufgeschrieben und "in einer großen Kiste gesammelt". Jetzt ist daraus ein Buch entstanden. Titel: "Männer sind anders. Autos auch."
Amüsant, aber ohne Hohn beschreibt sie ihren Alltag als Frau in einem Männerberuf. Sie erzählt von verzweifelten Menschen, die auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch liegenbleiben, von streitenden Paare, die angesichts eines leeren Tanks ihre Trennung beschließen und von Männern, denen bei einer Panne keine Ausrede zu blöd ist.
Für Männer ist es bei einer Panne oft schwierig, um Hilfe zu bitten, sagt Bobke: "Es ist ihnen peinlich. Gerade beim Reifenwechsel ist das eine heikle Situation. Für Frauen bedeutet so etwas keinen Gesichtsverlust." Dafür hätten viele Frauen - immer noch - weniger Ahnung von ihrem Wagen als Männer. Mehr als zehn Jahre gab die Kfz-Mechanikerin deswegen Auto-Kurse bei der VHS für Frauen und musste so mancher Dame mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn diese einmal kräftiger zupacken sollte.
Sie, die sich selbst als "sehr uneitel" bezeichnet, hatte damit noch nie Probleme. Scherzhaft sagt sie: "Ich glaube, ich bin nur Kfz-Mechanikerin geworden, damit ich eine Entschuldigung für Schmutz an den Händen habe." Ihr Lieblingswerkzeug ist der Seitenschneider. Modisch bevorzugt sie den "Zwiebel-Look" mit mehreren Schichten Kleidung übereinander, weil "das einfach am praktischsten ist". Statt Pumps trägt sie Schuhe mit Stahlkappe. Und wenn sie mit ihrem Skoda oder ihrem Motorrad liegen bleibt, kann sie sich (meist) selbst helfen.
Emanzipation lautet also das Stichwort. "Ich freue mich immer, wenn ich Frauen in Männerberufen sehe." Sie ist jedenfalls froh, dass sie ihren Traumberuf ergreifen konnte - nachdem sie sich als 15-Jährige bei zahlreichen Werkstätten beworben hatte und es nur Absagen hagelte. Sie blieb hartnäckig und wurde belohnt: Nach ein paar Semestern Jura bekam sie doch noch eine Lehrstelle als Kfz-Mechanikerin, machte anschließend ihren Meister. Vor zweideutigen Sprüchen wie "Schleppen Sie mich jetzt ab?" ist sie dennoch nicht gefeit. Ihre schlagfertige Antwort: "Männer sind anders. Autos auch."