Düsseldorf Altstadt Prozess: Sex-Attacke auf Soldatinnen
Prozess gegen 30-Jährigen begann gestern in Düsseldorf. Die drei jungen Frauen wurden umzingelt, begrapscht und ausgeraubt.
Düsseldorf. Nicht nur in Köln, auch in der Düsseldorf Altstadt gab es in der Silvesternacht zahlreiche Übergriffe auf junge Frauen. Seit Donnerstag muss sich ein 30-Jähriger aus Bangla-desh dafür vor dem Amtsgericht verantworten. Er soll zu einer Gruppe gehört haben, die ihre Opfer systematisch eingekreist, begrapscht und auch noch ausgeraubt haben soll. Was den Fall besonders denkwürdig macht: Zwei der drei Opfer sind Soldatinnen der Bundeswehr. Selbst sie waren nicht in der Lage, sich gegen den Mob zu wehren.
Neujahr gegen 1 Uhr waren die drei Freundinnen, die 18, 19 und 20 Jahre alt sind, auf der Bolkerstraße unterwegs. Der Angeklagte soll zu einer Gruppe gehört haben, die plötzlich auftauchte und die jungen Frauen umzingelte. Dabei wurden sie auch voneinander getrennt, um jede Gegenwehr im Keim zu ersticken. Mehrere der Angreifer fassten den Opfern gegen deren Willen an die Brüste und zwischen die Beine.
Genau wie in Köln waren die Täter aber auch auf Beute aus. Sie entrissen der 18-Jährigen die Handtasche, die sie fest umklammerte und gegen die Brust drückte. Darin befand sich neben Bargeld und Schlüssel auch ein 899 Euro teures I-Phone. „Das hatte sich unsere Tochter erst einen Tag zuvor vom zweiten Sold der Bundeswehr gekauft,“ berichtete ihr Vater am Rande des Prozesses. Am nächsten Tag machte er das Gerät per Fernortung in einem Haus in Dortmund aus: „Doch die Polizei ist nicht einmal dorthin gefahren.“ Wenige Tage später befand sich das I-Phone in Paris, danach gab es keine Signale mehr.
Auch der 20-Jährigen, die ebenfalls ein freiwilliges Jahr bei der Bundeswehr macht, versuchten die Angreifer, ihre Handtasche zu rauben. Sie wehrte sich jedoch so heftig, dass die Männer ihr Vorhaben schließlich aufgaben. Den 30-Jährigen hatten die drei Freundinnen später auf Fahndungsfotos wiedererkannt. Er sitzt seit Ende Januar in Untersuchungshaft.
Der 30-Jährige berichtete, er sei zusammen mit vier Freunden in die Altstadt gefahren und habe sich das Feuerwerk angeschaut. Dann sei einer aus der Gruppe plötzlich verschwunden gewesen. Der habe sich kurz danach gemeldet, weil er von der Polizei wegen eines Handy-Diebstahls festgenommen wurde: „Ich wollte ihm nur helfen, weil ich besser Deutsch kann.“ Mit den sexuellen Übergriffen will er nichts zu tun haben.
Der Prozess musste allerdings mittendrin vom Amtsrichter abgebrochen werden. Schon vorher schien es zweifelhaft, dass die Dolmetscherin für Bengalisch die Anklage und die Aussagen des 30-Jährigen richtig übersetzt hatte. Unter anderem ließ sie die Namen von Freunden aus, mit denen der 30-Jährige in der Nacht unterwegs gewesen sein soll.
Da es in dem Verfahren auch auf Details ankommen kann, wird der Prozess mit einem anderen Dolmetscher Ende Juni fortgesetzt.