Manfred Lütz: „Gott liegt wieder im Trend“

Darf man unterhaltsam über Gott schreiben? Der Kölner Arzt und Theologe Manfred Lütz sagt „Ja“ – und tut’s.

Köln. Der Blick auf die Bestsellerlisten beweist: Der Mann hat Unterhaltungswert. 2006 nimmt Manfred Lütz in seinem Buch "Lebenslust" (Knaur-Taschenbuch 8,95 Euro) den Gesundheitswahn aufs Korn: "Alles, was man früher für den lieben Gott tat - wallfahren, fasten, gute Werke vollbringen -, tut man heute für seine Gesundheit."

Lütz darf das schreiben. Er ist Chefarzt, Theologe - und Rheinländer. Als solcher nimmt er sich das Recht, auch mit ernsten Dinge humorvoll umzugehen, sogar mit Gott. "Gott lag lange nicht im Trend. Seit Kurzem verzeichnen wir eine Trendwende", stellt der Laientheologe Lütz Anno 2007 fest. "Die Frage, ob Gott existiert oder nicht, ist keine Frage für Fachleute, sondern entweder eine Frage für alle oder für keinen."

Wer Antworten sucht, muss Positionen kennen. Der bekennende Katholik Manfred Lütz gibt seinen Lesern Argumente an die Hand: die von Gottgläubigen auch anderer Religionen, und die von "gescheiten Atheisten".

Im Urlaub in der Toskana hat Lütz sein theologisches Wissen, seine wissenschaftliche Erfahrung und seinen Gottglauben zu Papier gebracht. Die Eigenvorgabe: "Alle Argumente, die einzelnen Geschichten nicht zu lang - nicht mehr als 300 Seiten." Es wurden 297 Seiten.

Ein Kapitel behandelt "des Glaubens liebstes Kind, das Wunder". Lütz denkt im Zeitalter der Quantenphysik nicht an Wunder, die Naturgesetze durchbrechen, sondern an das, "was das Volk immer schon geglaubt hat: den Eingriff Gottes, der mir etwas zu verstehen geben will".

Manfred Lütz schildert die Geburt seiner ersten Tochter. "Dass da plötzlich ein neuer Mensch ist, ein neues Ich, das vorher nie da war, und dessen Vater ich bin, ohne den es dieses neue Ich nie gegeben hätte, das habe ich als Wunder erlebt."

Was macht christlichen Glauben aus? Manfred Lütz verweist auf das große Glaubensbekenntnis, das seit über 1600 Jahren die wesentlichen Glaubensinhalte endgültig zusammenfasst. "Alles andere können Sie vergessen."

Lütz rät, wer nicht an Gott glaubt, der sollte das konsequent tun. Atheisten lebten manchmal so, "als gäbe es Gott vielleicht ein bisschen doch. Wenn Gott aber existiert, dann wäre Atheismus ein fataler Irrtum - mit einem dummen Effekt: Man hat die ganze Zeit im falschen Film verbracht - mit vielleicht unheimlichen Folgen..."

Familie 1954 in Bonn geboren, verheiratet, zwei Töchter (9 und 11)


Beruf Studium der Medizin, Philosophie und katholischen Theologie. Psychiater, Psychotherapeut, Chefarzt eines Kölner Krankenhauses


Erstes Buch "Der blockierte Riese - Psycho-Analyse der katholischen Kirche (2001). Knaur-Taschenbuch, 8,90 Euro