Psychologe: Nach dem Ende der EM droht ein emotionales Loch

Die Europameisterschaft ist vorbei – nun drohen vielen Menschen „Entzugserscheinungen“, sagt ein Experte.

Berlin. Mit dem Ende der Fußball-Europameisterschaft könnten nach Ansicht eines Experten viele Menschen in Deutschland in ein emotionales Loch fallen. "Das kann jeden treffen", sagte der Biopsychologe Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin.

"Dabei werden viele zumindest zeitweise unter einer Stimmungsschwankung leiden, die als leichte Niedergeschlagenheit erlebt wird." Dagegen könne man sich nicht wehren, das sei ein natürlicher Vorgang. "Schließlich war die Stimmung in den vergangenen Wochen sehr euphorisch, dann wird ein Abfall dieser Stimmung als Mangelzustand wahrgenommen."

Der Experte verglich dieses Phänomen mit den Anfängen einer Drogensucht. "Plötzlich fehlen die positiven Anreize, wenn die ,Droge’ nicht mehr wirkt - und man will das schöne Gefühl wiederholen", sagte Walschburger. Fußball-Fans litten zwar nicht körperlich unter dem "Entzug", dennoch hätten sie im ersten Moment möglicherweise Probleme mit der Rückkehr in die Realität.

"Einige werden sich dabei ertappen, wie sie an den ersten Abenden ohne Fußball aus Gewohnheit im Fernsehprogramm nach Fußballübertragungen fahnden."

Problematischer könnte es dagegen für eingefleischte Fans werden. "Fußball ist eine gute Möglichkeit, sich mit anderen zu identifizieren und als Teil einer Gruppe ein euphorisierendes Wir-Gefühl zu erleben", sagte der Psychologe. Wer dazu keine Alternativen wie ein intaktes Familienleben, gute Freunde oder eine erfolgreiche berufliche Tätigkeit habe, könne das Ende des Turniers als belastend empfinden. "Für diese Menschen bricht eine Welt zusammen."

Gleichwohl naht Trost mit dem Start der Bundesliga in einigen Wochen. Am Dienstag veröffentlichte die Deutsche Fußball-Liga den Spielplan für die neuen Saison.