Harald Schmidt : „Zensur ist etwas sehr Positives“

Interview: TV-Entertainer Harald Schmidt erklärt seine Vorfreude auf Olympia und warum er nicht glaubt, dass es mit den Machthabern in Peking Probleme gibt.

Was erwartet die Zuschauer bei "Olympia mit Waldi & Harry"?

Harald Schmidt: Wir werden auf alles reagieren, was in Peking passiert. Das ist ja das Tolle. Das können Themen sein wie Doping, Goldmedaillen oder Athleten, die wegen einer Knieverletzung zurück nach Hause müssen.

Ist Ihre Olympia-Vorfreude getrübt angesichts der Ereignisse in China und Tibet?

Schmidt: Überhaupt nicht. In der Welt passieren ständig schlimme Dinge. Wenn Sie Ihre Stimmung dauernd von irgendetwas trüben lassen würden, dann kämen Sie zu gar nichts mehr. Ich bin auch sehr optimistisch. Das wird alles nicht so schlimm kommen. Es gibt vorher immer eine Riesen-Aufregung, ob wir wirklich alle Bilder sehen können. Ich aber sage: Bei vielen Bildern sind wir froh, wenn wir sie nicht sehen müssen.

Eine satirische Sportsendung zu den heiß diskutierten Spielen in Peking - müssen Sie da mit Ihren Äußerungen vorsichtig sein?

Schmidt: Das bin ich sowieso. Wenn ich im Ausland zu Gast bin, komme ich nicht als Berserker an. Ich glaube nicht, dass ich in China Schwierigkeiten haben werde.

Sind Sie wirklich sanfter geworden, oder ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?

Schmidt: Ich bin eher weise. In Vorbereitung auf China wirkt so ein Laotse in einen rein, und schon lassen Sie alles an sich vorbeigleiten, worüber sich andere aufregen.

Welche Weisheit schätzen Sie besonders?

Schmidt: Mein wichtigstes Motto ist: "Optimismus ist nur ein Mangel an Informationen." Das stammt zwar von Heiner Müller. Aber der war auch von drüben.

Die chinesische Regierung hat zugesichert, dass die Journalisten während der Spiele ungehinderten Zugang zum Internet haben werden. Wie werden Sie sich verhalten, sollte die Zensur doch wieder verschärft werden?

Schmidt: Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit, aus einer Telefonzelle weiter zu berichten, falls mit dem Außendreh etwas schief läuft. Ansonsten sehe ich die Zensur, an der immer kritisch rumgerüttelt wird, eher als etwas sehr Positives an. Man kann vieles auf die Zensur schieben. Dass man einfach sagt: "Kinder, hier im Studio war die Stimmung der Hammer. Die müssen die Gags unterwegs rausgeschnitten haben." Es gibt Möglichkeiten, sich politisch korrekt zu verhalten, die mir vorher gar nicht so klar waren.

Für Journalisten bedeuten die Olympischen Spiele in China eine große Herausforderung. Gilt das auch für Sie persönlich?

Schmidt: Peking ist für mich eine der großen journalistischen Herausforderungen. Ich freue mich jedenfalls sehr. Leider habe ich nicht die Möglichkeit, das Land vorher ein bisschen intensiver auf mich wirken zu lassen. Ob es eine Pool-Party bei Dr. Fuentes, eine Leistungsschau mit einer bulgarischen Gewichtheberin oder unschöne politische Vorkommnisse gibt, ist für uns gleich bedeutend. Wir berichten über alles.