Psychologe: Voyeurismus von männlichem Dominanzstreben verursacht
Saarbrücken/Deinig (dpa) - Männer, die Frauen heimlich filmen, sind nach Einschätzung eines Experten von Dominanzstreben getrieben.
„Das Motiv ist in der Regel der Wunsch nach Macht, die Situation zu kontrollieren, Verletzlichkeiten auszunutzen“, sagte der Diplom-Psychologe Leonhard Oesterle aus dem bayerischen Deining in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Saarbrücken.
In jüngster Zeit waren immer wieder Fälle eines solchen Voyeurismus ans Licht gekommen. In der vergangenen Woche war im Saarland ein Polizist vom Dienst suspendiert worden, der mindestens 14 Frauen - etwa beim Umkleiden - gefilmt haben soll.
Hinter solchem Verhalten stehen nach Einschätzung von Oesterle Minderwertigkeitsgefühle: „Die Täter können oft schlecht mit eigenen Ohnmachtserfahrungen umgehen. Gleichzeitig fühlen sie sich oft sehr sicher“, sagte der Psychologe. Daher überwiege meist das „Bedürfnis nach Dominanz“ gegenüber Überlegungen, dass sie mit ihrem Verhalten ihre Existenz gefährden könnten.
Offen sei, ob die Zahl solcher Fälle von Voyeurismus in den vergangenen Jahren zugenommen habe. Allein durch die Sexismus-Debatte etwa um das Verhalten von FDP-Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle sei die Öffentlichkeit stärker sensibilisiert als früher. Zudem könne man heute Mini-Kameras bei jedem Elektronikversand kaufen, was vor 20 bis 30 Jahren noch nicht möglich gewesen sei, sagte Oesterle.
Die Debatte müsse weiter geführt werden, um solche „Angriffe auf das Persönlichkeitsrecht“ von Frauen möglichst zu vermeiden: „Das klassische Männerverhalten muss immer wieder infrage gestellt werden“, sagte Oesterle. Junge Männer müssten ermuntert werden, über ihre eigene Ohnmachtsgefühle zu sprechen.