Punkpop-Zwischenbilanz von Ash

Berlin (dpa) - Wenn eine Band nach 18 Jahren ein Best-of-Album herausbringt, hat man es oft mit ergrauten, von Sex & Drugs & Rock 'n' Roll gezeichneten Menschen zu tun. Nicht so bei Ash, der famosen nordirischen Punkpop-Combo.

Zwar gönnten sich auch Bandboss Tim Wheeler und seine Kumpels manchen Exzess, aber auf den Bildern zu ihrer (Zwischen-)Bilanz „The Best of Ash“ (Rhino UK/Warner) sehen sie erstaunlich jung und gesund aus. Kein Wunder, starteten sie ihre kometenhafte Karriere doch mit gerade mal 16 Jahren.

Wheeler (Gesang, Gitarre) gründete Ash im nordirischen Downpatrick 1993 zusammen mit Mark Hamilton (Bass) und Rick McMurray (Schlagzeug). Das drei Jahre später erscheinende Debüt „1977“ benannte er selbstbewusst nach seinem Geburtsjahr. Es war die Zeit nach Nirvana und der großen Oasis-Erfolge - und stilistisch irgendwo dazwischen tummelten sich die drei Jungs von der britischen Pop-Peripherie.

Kracher wie „Girl From Mars“, „Angel Interceptor“ oder „Oh Yeah“ katapultierten Ash an die Charts-Spitze. Diese auch heute noch taufrischen Songs sind selbstverständlich auf der weitgehend chronologisch geordneten Kompilation vertreten. Man kann sich vorstellen, dass sie damals für junge Briten, die den 70er-Jahre-Punk nur vom Hörensagen kannten, ein willkommener Tritt in den Hintern waren.

Mit dem Nachfolger „Nu-Clear Sounds“ (1998), der die feine Single „Wild Surf“ enthielt, verlor die inzwischen um Charlotte Hatherley (Gitarre) erweiterte Band zeitweilig die Orientierung. Um mit „Free All Angels“ (2001) umso eindrucksvoller zurückzukehren.

Das dritte Ash-Album bestand eigentlich nur aus potenziellen Hits. Mit den melodisch ausgefeilten Gitarren-Songs „Shining Light“ und „Sometimes“ gelangen Ash zwei Klassiker der Nuller-Jahre, auch der druckvolle Hardrock von „Burn Baby Burn“ brachte sie in die Charts.

Die epischen Streicherballaden „Candy“ und „There's A Star“, die jeden James-Bond-Film veredelt hätten, fehlen leider auf dem Karriere-Rückblick. Dafür finden auch die weniger erfolgreichen, immer noch starken Alben „Meltdown“ (2004) und „Twilight Of The Innocents“ (2007) angemessen Berücksichtigung.

Inzwischen haben Ash - wieder als Trio ohne Hatherley - angekündigt, keine Alben mehr aufzunehmen, sondern nur noch Singles zu veröffentlichen, die dann irgendwann auch gesammelt herauskommen sollen. Für die Band ist dies eine Möglichkeit, ihr Material schneller und unkomplizierter zu den immer noch sehr zahlreichen Fans zu bringen.

Auch wenn die ganz große Zeit von Ash wohl vorbei ist, freut man sich doch, von den drei Nordiren immer mal wieder etwas Neues zu hören. Sie sind nicht mehr die jüngste, aber immer noch die jugendlichste Gitarrenband im United Kingdom, heißt es in den Liner Notes zur Best-of-Sammlung.

Die 19 Songs - darunter eine 2011er Aufnahme ihrer allerersten Single „Jack Names The Planets“ - sind gegen jede Winterdepression als Muntermacher nur zu empfehlen. Powerpop und Punkrock von solcher Energie und Melodieseligkeit ist einfach zeitlos gut.