Rätsel um Norwegens „John Smith“ ist gelöst
Der Mann, der vor Monaten ohne Gedächtnis gefunden wurde, ist ein Tscheche.
Oslo/Prag. Der Mann, den sie in Norwegen „John Smith“ nannten, lag mit dem Gesicht im Schnee, bewusstlos, schwach. Übel zugerichtet fand ihn am 14. Dezember 2013 ein Spaziergänger auf einem Bürgersteig in Oslo. Tags darauf wachte er im Krankenhaus auf, mit Schnittwunden an den Handgelenken — und erinnerte sich nach eigenen Angaben an nichts.
Seitdem hatten norwegische Ermittler darüber gegrübelt, wer „John Smith“ ist, was ihm zugestoßen ist und wo er herkommt. Denn der große blonde Mann spricht zwar fünf Sprachen, aber kein Norwegisch. Jetzt ist die Polizei seiner Identität endlich auf die Spur gekommen: Der Mann ohne Erinnerung ist ein 36 Jahre alter Tscheche.
Nachdem sich „John Smith“, wie der Mann sich selbst taufte, vor einigen Tagen an die Öffentlichkeit gewandt hatte, stand das Telefon bei den Ermittlern nicht mehr still. „Wir hatten zwei Tipps, die in Richtung Tschechien deuteten“, sagt Sturla Henriksbø von der Osloer Polizei. Weil er die Sprache am besten beherrschte, hatte der Mann das schon selbst vermutet, aber auch gesagt: „Ich denke und träume auf Englisch.“
Tschechische Ermittler verfolgten die Hinweise und klingelten bei seinen Eltern an, die ihren Sohn auf Fotos wiedererkannten. Ein DNA-Test brachte am Freitag die Gewissheit: Seine Familie hatte die Wahrheit gesagt, bei dem Mann ohne Erinnerung handelt es sich um ihren Verwandten.
Zuvor hatte „John Smith“ angekündigt, seine Eltern fragen zu wollen, ob sie ihn in Norwegen treffen wollten. „Unseren Sohn haben wir mehrere Jahre nicht gesehen“, sagte der in Nordmähren lebende Vater. Laut tschechischen Medien soll der 36-Jährige ein Computerspezialist sein, der bis vor drei Jahren in Prag gelebt und gearbeitet hat.