Rapper Psy: Der Erfinder des Pferdetanzes
Der südkoreanische Rapper Psy erobert mit „Gangnam Style“ die Welt.
Düsseldorf. Er tanzt wie ein Cowboy, reitet auf einem imaginären Pferd, hüpft und fuchtelt mit den Armen in der Luft — dieser verrückte Tanz hat den koreanischen Musiker Psy (Abkürzung für Psycho) weltweiten Erfolg beschert. Seit dem Wochenende ist er auf Platz zwei in den deutschen Single-Charts. Sängerin Katy Perry, Teenie-Schwarm Justin Bieber, die Sportler Sebastian Vettel und Novak Djokovic — sie alle tanzen zum „Gangnam Style“.
Mehr als 400 Millionen Mal wurde das Video zu dem Lied im Internetportal Youtube angeklickt — und jüngst als das beliebteste Video in der Geschichte Youtubes ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Das Lied hat schon einen Wikipedia-Eintrag in 34 Sprachen. Und sogar UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lobte Psys Song als Mittel der Völkerverständigung. „Es braucht keine Sprachen in der Welt der Musik. Das ist die Macht der Musik, das ist die Macht des Herzen“, sagte der 68-Jährige, der damit leben muss, dass er „nun nicht mehr der bekannteste Südkoreaner auf der Welt ist“.
Dass er zum weltweiten Internetphänomen werden würde, hätte der 34-jährige Park Jae-Sang nicht erwartet „Ich mache das seit zwölf Jahren, nur in Korea, aber wirklich nicht für Übersee“, sagte er jetzt in einem Interview mit der „New York Times“. Wie überwältigt und stolz der Sänger ist, zeigt sich auch daran, dass er jede Chartplatzierung im sozialen Netzwerk Facebook postet. In unzähligen Ländern der Welt eroberte er die Spitze der Hitparade.
Aber was ist das Geheimnis von „Gangnam Style“? Vermutlich die Selbstironie des Rappers — und der legendäre alberne Tanz. „Ich habe mir den Pferdetanz einen Monat lang ausgedacht. In Korea gibt es große Erwartungen bezüglich meiner Tanzbewegungen“, sagte Psy in einem Interview. Der rein koreanische Text — abgesehen vom englischen „eh sexy Lady“ — handelt von Gangnam, dem Viertel der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, in dem Psy großgeworden ist.
„Es ist das Beverly Hills Koreas“, erklärt er. Zu sehen sind in dem Video hübsche Mädchen, dicke Sonnenbrillen, prollige Anzüge und Psys ulkige Bewegungen an weniger glamourösen Orten in Gangnam, etwa einem Pferdestall oder einem Spielplatz. So stellt er den Geltungsdrang der Bewohner Gangnams dar.
Die Parodie hat nämlich einen gesellschaftskritischen Hintergrund: Der Rapper macht sich über den Luxus der Neureichen in Gangnam lustig — und die Fixiertheit auf Konsum der Südkoreaner generell. Die südkoreanische Bloggerin Jea Kim („My Dear Korea“) erklärt zudem, worauf Psy anspielt, wenn er von Kaffee trinkenden Frauen singt. „In Korea gibt es einen Witz über Frauen, die zum Mittag Ramen für 1,50 Euro essen, aber gleichzeitig vier Euro für einen Starbucks-Kaffee ausgeben.“
Dass diese kritischen Töne nicht bei jedem Zuhörer ankommen, ahnt Psy: „Für die Welt bin ich nur ein lustiger Song, ein Typ aus einem lustigen Video“, sagte er der New York Times“. Ein Vertrag mit dem Management von Justin Bieber ist unterschrieben, englische Lieder sind in Planung — jetzt muss Psy zeigen, ob er ein One-Hit-Wonder ist, oder dauerhaft Erfolg haben kann.