Raucher gegen Nichtraucher

Für die Nichtraucher hat das Landesgesetz keinen wirkungsvollen Schutz gebracht.

Düsseldorf. Raucherclub, Raucherclub, Raucherclub. Einer nach dem anderen. Wer in der Düsseldorfer Altstadt einen Trinken gehen will, steht vor verqualmten Türen.

An fast jedem Eingang klebt inzwischen ein kleines Schild mit dem Bild einer Zigarette und dem Untertitel: Mensch. Kultur. Kneipe. Wer eintritt, entscheidet sich für einen Abend mit Qualm, vollen Aschenbechern und anschließend stinkender Kleidung.

Aber warum ist das so? Seit Juli gilt doch in NRW das Nichtraucherschutzgesetz, das Bars und Brauhäuser mit frischer Luft versprach. Möglich macht’s eine Lücke im Gesetz. Und die nutzen die Wirte nur allzu gerne aus.

"Das neue Gesetz ist eine Lachnummer", sagt Jana Meiser. Die 26-Jährige ist mit Freunden auf der Suche nach einer Bar, in der Kippen ausbleiben müssen. Aber die Auswahl im Szeneviertel ist mager. "Es ist schlimmer als vorher. In den Raucherclubs wird noch weniger Rücksicht auf Nichtraucher genommen als früher", schimpft sie.

"Außerdem weigere ich mich als Nichtraucher, in einen solchen Club einzutreten, da verschaukel’ ich mich ja selbst." Freundin Maja stimmt ihr zu: "Eigentlich sollte es den Rauchern an den Kragen gehen. Und jetzt sind wir die Dummen."

Klaus-Jürgen Schliesky kann ihren Verdruss verstehen, hatte "aber keine andere Wahl". Eine Woche nach Inkrafttreten des Gesetzes hat der Wirt der Kneipe "Zwiebel" seinen Gästen erlaubt, einen Raucherclub zu eröffnen.

"Weil mir die Stammgäste abgehauen sind." Rund 500 Mitglieder hat der Club. Zwei Ordner hinterm Tresen sind gefüllt mit Aufnahmeanträgen, die jeder unterschreiben muss, der zur Tür reinkommt.

Den Club-Vorsitz hat Stammgast Martin Rudolph übernommen. "Einer musste es ja machen. Der Staat darf uns nicht alles verbieten", sagt er. Dass es nicht darum geht, Rauchern ihr Laster zu verbieten, sondern Nichtraucher zu schützen, übersieht er dabei. Wirt Schliesky ist mit der Lösung zufrieden. Sein Laden bleibe mit dem legalen Trick voll. "Es ist wirklich leicht, das Gesetz zu umgehen", sagt er.

Mit dieser Einstellung steht er nicht alleine. Und wer das Gesetz nicht austrickst, der ignoriert es eben einfach. In Köln etwa beruft sich der Kellner eines mexikanischen Restaurants mit Platz für mehr als 60 Gäste auf die Einraumregelung. Die greift aber nur, wenn die Gaststätte kleiner als 75 Quadratmeter ist. Und selbst dann dürfen keine Fajitas serviert werden.

Ähnlich sieht es in einem Brauhaus am Kölner Rudolfplatz aus. Dort gibt es zwar ein Nichtraucherseparee im hinteren Teil des Ladens, aber die Tür dorthin steht sperrangelweit offen.

"Weil es für die Bedienung schneller geht", sagt ein Kellner. "Außerdem kontrolliert es doch niemand." Das sind keine Einzelfälle. Überall in den Großstädten gibt es Bars mit Aschenbechern auf den Tischen - weil sonst die Gäste wegbleiben, heißt es stets.

Die Bar "Lousiana" ist eine der wenigen in der Düsseldorfer Altstadt, in der sich an das Gesetz gehalten wird. "Und der Laden ist immer voll", sagt Kellner Roberto Aprile. Er ist selbst Raucher und hält die neue Regel für sinnvoll.

"Die Luft ist viel besser geworden. Da fühlen sich die Gäste wohl." Wer rauchen will, muss vor die Tür. Die meisten machten das, ohne zu murren. Alexander Mahn aber schimpft. Der 41-Jährige steht unter einem Heizstrahler und beschwert sich über das Wetter.

"Im Winter vor die Tür, das ist eine Frechheit. Ich frage mich, wann der Staat uns auch noch vorschreibt, was wir essen dürfen." Doch er vergisst, dass niemand anders dick wird, wenn er sich eine Pommes bestellt.