Raumanzug-Probleme Raumanzüge passen nicht - Doch kein ISS-Außeneinsatz nur mit Frauen

Washington · Ein bisschen ironisch klingt es schon: Mit dem Ausflug wird es nix, weil die Klamotten nicht passen. Damit wird es nun doch nichts mit der großen Premiere: einem Außeneinsatz an der Raumstation ISS nur mit Astronautinnen.

Symbolbild

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Weil nicht ausreichend passende Raumanzüge zur Verfügung stehen, kommt der erste ausschließlich mit Astronautinnen besetzte Außeneinsatz an der Raumstation ISS doch nicht zustande. Bei einem Reparatureinsatz mit ihrem Kollegen Nick Hague in der vergangenen Woche habe Astronautin Anne McClain gemerkt, dass ihr ein Raumanzug-Oberteil in mittlerer Größe am besten passe, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Nacht zum Dienstag mit. Ihre Kollegin Christina Koch benötige auch ein Raumanzug-Oberteil in dieser Größe - davon könne bis zum geplanten Einsatz am Freitag aber nur eines einsatzfähig gemacht werden. Deshalb übernähmen nun Koch und Hague den Außeneinsatz.

Ursprünglich hatten Koch und McClain die ISS gemeinsam zum ersten nur von Frauen durchgeführten Außeneinsatz verlassen sollen. In der Vergangenheit haben zwar bereits mehrere Raumfahrerinnen solche Einsätze absolviert - einen nur mit Frauen besetzten gab es laut Nasa aber bislang noch nie. Die erste Frau auf Außeneinsatz war 1984 Swetlana Sawizkaja, den Rekord hält Peggy Whitson mit zehn Außeneinsätzen.

Für Außeneinsätze an der ISS müssen sich Raumfahrer in wuchtige Spezialanzüge quetschen. Entwickelt wurden sie vor mehr als 40 Jahren - und haben damit Experten zufolge ihre eigentlich auf 15 Jahre angelegte Design-Lebensdauer schon sehr weit überschritten. Die Nasa entwickelt zwar neue Anzüge, doch bis die testbereit sind, kann es noch Jahre dauern.

Der italienische Astronaut Luca Parmitano erlebte bei einem Außeneinsatz vor sechs Jahren schlimme Momente: Erst funktionierte ein Kohlendioxid-Sensor nicht mehr, dann spürte er Wasser am Hinterkopf. Schließlich lief Wasser über sein Gesicht - beinahe wäre er zum ersten Menschen geworden, der im Weltall ertrank.

Jeder Anzug wiegt inklusive Handschuhe und Helm rund 127 Kilogramm - auf der Erde, in der Schwerelosigkeit des Alls spüren die Astronauten das Gewicht nicht. Er schützt vor gefährlicher Strahlung und den extremen Temperaturen, die von minus 160 bis mehr als 120 Grad reichen können. Die aus mehr als einem Dutzend Schichten bestehenden Anzüge sind weiß, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Das Anlegen dauert etwa eine Dreiviertelstunde und ist ohne Hilfe von Kollegen nicht möglich.

Die Russen hingegen setzen auf ein neu entwickeltes Modell. Die sogenannten „Orlan-ISS“-Anzüge wurden bereits bei Außeneinsätzen erprobt. Sie besitzen ein automatisches Kühlsystem, zudem zeigt ein Warnsignal an, wenn Flüssigkeiten austreten.

(dpa)