René Obermann: Der Einsame
Mit 44 Jahren ist Obermann der jüngste Chef eines deutschen Aktien-Unternehmens.
René Obermann ist mächtig, wohlhabend und mit 44 Jahren der jüngste Chef eines deutschen Aktien-Unternehmens. Trotzdem möchte in diesen Tagen kaum jemand mit dem Telekom-Vorstandschef tauschen. Zurzeit ist der gebürtige Düsseldorfer nämlich vor allem eines: in der Zwickmühle. Seine Mitarbeiter treten heute in den Streik, um gegen Lohnkürzungen und Auslagerungen zu kämpfen. Großinvestor Blackmore dagegen drängt ihn, genau diese Maßnahmen zügig durchzusetzen.
Obermann tut derweil das, was von einem Hoffnungsträger erwartet wird: Er redet. Mit seinen Mitarbeitern, denen er verspricht, aus Solidarität selbst auf zwei Monatsgehälter zu verzichten - immerhin 200 000 Euro. Und mit den Aktionären, denen er erklärt, dass der gescholtene Kundenservice durch den Konzernumbau endlich besser wird.
Genau deshalb war Obermann schließlich vor sechs Monaten an die Telekom-Spitze gewählt worden. Als Modernisierer, der sich traut, unangenehme Reformen durchzusetzen. Jetzt muss er aufpassen, dass er nicht als derjenige in die Telekom-Geschichte eingeht, der den größten Arbeitskampf des Konzerns seit dessen Privatisierung zugelassen hat.