Rijksmuseum: Der Popstar unter den Museen

Am Samstag eröffnet nach zehn Jahren Umbauzeit das „Rijksmuseum“ — ein Art Kathedrale für Rembrandt, Vermeer und Co.

Amsterdam. Gut 50 000 Menschen haben schon eine Karte gekauft, als ginge es um ein Konzert von Madonna. Bis Samstag müssen sie noch warten, dann wird die Schatzkammer der Niederlande, das Amsterdamer Reichsmuseum, wiedereröffnet. Die ersten Reaktionen sind begeistert: Das „Rijks“ könne sich mit den besten Museen der Welt wie dem Louvre oder dem Metropolitan Museum in New York messen.

Zehn Jahre lang war das Museum eine Baustelle. Es gab Rückschlägen und negativen Schlagzeilen. Der Umbau dauerte sechs Jahre länger als erwartet und kostete mit 375 Millionen Euro ein Drittel mehr als geplant. Das alles ist vergessen, wenn Königin Beatrix den Kunsttempel eröffnet. Ein meterlanger orangener Teppich wird auf dem Museumsplatz ausgerollt. Der „Museumplein“ wird an diesem Tag wieder das kulturelle Zentrum der Niederlande und Magnet für Touristen.

Architekt Pierre Cuypers hatte das Reichsmuseum 1885 als Tor zur Stadt fertiggestellt. Durch die zwei Türme hindurch radelten die Amsterdamer vom 400 Jahre alten Grachtengürtel zu den neueren Stadtvierteln aus dem 20. Jahrhundert. Aber Cuypers errichtete vor allem eine Kathedrale für Rembrandt. Genau das war immer das Problem. Das Meisterwerk des Katholiken Cuypers war den calvinistischen Holländern ein Gräuel.

Im 20. Jahrhundert wurde es zahllose Male dem Geschmack der Zeit und den Bedürfnissen angepasst. Wandmalereien wurden überpinselt, der Terrazzoflur musste Linoleum weichen, und die Höfe wurden mit Kabinetten vollgebaut. Das Reichsmuseum wurde ein düsteres Labyrinth.

„Wir haben das Gebäude gesäubert“, sagt der Architekt Antonio Ortiz mit leichter Untertreibung. Denn das spanische Architekten-Duo Cruz y Ortiz stellte nicht nur das Cuypers-Gebäude in voller Schönheit wieder her. Mit Anbauten, einem asiatischen Pavillon und neuesten technischen Installationen baute es ein Museum der modernsten Art.

Das eigentliche Heiligtum ist die Ehrengalerie. In der majestätischen Halle stockt jedem der Atem. Links und rechts strahlen an dunkelgrauen Wänden die weltberühmten Werke der holländischen Meister des 17. Jahrhunderts: Vermeer, Frans Hals, Jan Steen. Und am Ende der Galerie hängt das Werk, für das Cuypers das Museum errichtete: „Die Nachtwache“ von Rembrandt (siehe Kasten).

Neu ist auch die Darstellung der Kunst. Gemälde werden oft mit historischen Objekten in großen Vitrinen verbunden. Das Reichsmuseum will beides sein, sagt sein Direktor Wim Pijbes: „Besucher sollen das Gefühl von Schönheit umarmen und das Bewusstsein der Zeit erleben.“