Römisches Spielzeug könnte man heute noch verschenken
Puppenküchen, Tierfiguren, Zieh-Enten — all das hatten schon die Kinder der alten Römer.
Köln. Weihnachten kannten die Römer zwar noch nicht, aber man beschenkte sich zu Neujahr. Auch die Kinder bekamen dann neues Spielzeug. Vieles davon unterscheidet sich kaum von dem, was heute unterm Tannenbaum steht. So ist im Römisch-Germanischen Museum in Köln eine Ziehfigur auf Rädern ausgestellt, die gleichsam die Janosch-Ente vorwegnimmt.
Besonders beliebt bei den Kindern der Antike waren Tierfiguren aus Ton. Die meisten stellten Nutztiere dar, die die Kinder jeden Tag sahen: Pferde, Hühner, Ziegen oder Schafe. Viele Spielzeuge waren aus Holz — und haben sich deshalb nur im Wüstenklima Nordafrikas erhalten. In Köln ist das Service einer Puppenküche ausgegraben worden, die Küche selbst war wohl aus Holz und vermoderte. „Das Geschirr könnte heute noch in der Puppenküche stehen“, sagt Friederike Naumann-Steckner, die stellvertretende Direktorin des Museums. Wenn ein römisches Mädchen mit zwölf bis 14 Jahren erwachsen wurde, opferte es seine Puppe symbolisch den Hausgöttern.
Die ganz Kleinen hatten Rasseln. Außerdem gab es Pfeifen, die bis heute funktionieren. Überhaupt kann man alles noch benutzen — die Qualität des damaligen Spielzeugs war offenbar hoch. „Das ist deutlich stabiler als heutiges Plastik“, meint Naumann-Steckner. Unklar ist, ob die Kinder auch Brettspiele hatten oder ob diese nur von Soldaten zum Zeitvertreib gespielt wurden.
Fest steht dagegen, dass die Kinder zur Römerzeit viel mehr draußen gespielt haben, denn ein eigenes Zimmer dürften die wenigsten gehabt haben. Wohnraum war noch knapper und teurer als heute. Im Römisch-Germanischen Museum steht die — stark beschädigte — Skulptur eines Kindes, das ein anderes huckepack trägt. Nüssewerfen war ein anderes beliebtes Spiel im Freien. Ballspiele dürften dagegen noch nicht so populär gewesen sein, weil die damaligen Bälle noch nicht hüpfen konnten, sie hatten eher die Konsistenz von Stoffbällen.
So ziemlich alles, was Kinder heute gerne essen, kannten die Römer noch nicht: Es gab keine Schokolade, keinen Zucker, keinen Ketchup, keine Bonbons, kein Popcorn, keine Pommes frites. Aber es gab Kuchen, der mit Honig gesüßt wurde. Ein beliebter Snack wurde so zubereitet: Man erhitzte Honig in der Pfanne, gab Sesam und klein gehackte Nüsse dazu und drehte dann Kügelchen daraus. „Das kann man heute noch gut nachmachen“, meint Naumann-Steckner. „Wichtig ist, dass der Honig wirklich einen Moment kocht.“
Das Leben der meisten römischen Kinder sei härter und unsicherer als heute gewesen, sagt die Expertin. „Es gab für die Kinder kein Hartz IV.“ Ein Vater konnte seine Kinder sogar als Sklaven verkaufen, wenn er glaubte, sonst nicht über die Runden zu kommen. Der Preis richtete sich danach, was die Kinder schon leisten konnten. Auf Bauernhöfen mussten die Kinder so früh wie möglich mithelfen, sie hüteten zum Beispiel die Gänse. Zum Spielen blieb da vielleicht gar nicht so viel Zeit.
Anders sah es in reichen Familien aus. „Bei den Mädchen gab es mit Sicherheit Helikopter-Mütter“, sagt Naumann-Steckner. Solche Kinder wuchsen sehr behütet auf und lebten im Luxus: Als der Sohn des Politikers Herodes Atticus Schwierigkeiten beim Lesenlernen hatte, ließ sein Vater ihm zum Üben Buchstaben aus Elfenbein schnitzen.