Roland Suso Richter: „Filme haben ja auch ein Karma“

Interview: Der Regisseur Roland Suso Richter spaltet in seinem Sat.1-Film „Die Grenze“ Deutschland wieder in zwei Teile.

Herr Richter, was war der Reiz, diesen Film zu machen?

Richter: Im ersten Moment war es natürlich die Sehnsucht nach einem Film, der nicht historisch ist. Meine letzten Filme waren ja alle historisch: "Mogadischu", "Das Wunder von Berlin", "Dresden", "Der Tunnel". Die Idee, dass man einen Thriller erzählt und in die Zukunft guckt und sich Sachen ausdenken kann, das war schon Reiz Nummer eins.

Richter: Ich bin der festen Meinung, dass Filme ja auch ein Karma haben. Bei vielen meiner Filme lief alles super durch. Dieser war von vornherein eine "Zicke". Er hat sich in vielen Punkten widersetzt. Ob es das Wetter war mit Regen und Orkan, ob es Krankheiten waren. Ich selbst habe Pfeiffer’sches Drüsenfieber bekommen. Aber es gab auch persönliche Sachen: Bei Thomas Kretschmann lief im Hintergrund die Trennung. Man hat wirklich gemerkt: An jeder Stelle ächzt und krächzt es im Gebälk. Aber ich habe als Regisseur gesagt: Es ist ein Krisenfilm, warum soll man das den Menschen nicht ansehen?

Richter: Es wäre gelogen zu sagen, sie sind mir nicht wichtig. Das ist Quatsch. So ein Film ist dafür da, dass ihn viele gucken, sonst muss man ihn nicht machen. Ich würde mir wünschen, dass wir sieben Millionen plus kriegen. Bei "Mogadischu" war mir die Quote nicht so wichtig. Da war mir klar, der steht für sich, der funktioniert. Er hatte nicht den Auftrag, ein Quotensieger zu sein, sondern einfach ein guter Film. Hier ist es ein bisschen anders, denn "Die Grenze" ist ein Genrefilm, und das Genre Thriller ist dafür da, dass die Leute auch schauen.

Richter: Mir war wichtig, dass bestimmte Figuren mit Darstellern besetzt sind, die die DDR und die Zeit kennen. Nur dann kann ich ein bisschen von ihrem Charisma miterleben, was sie mit sich herumtragen. Das ist ja ihr Gepäck, und das kommt dann natürlich auch hervor. Und es ist auch gut so, dass es hervorkommt. Darauf muss ich mich als Regisseur verlassen: Ich habe es nicht erlebt, ihr müsst mir helfen und zeigen, wie ihr das empfunden habt und was da emotional hochkocht.

Richter: Ich finde spannend, dass es so nahe ist. Es hat sich von selbst ergeben, denn die Beiträge, die der Nachrichtensender N24 für uns produziert hat, waren irgendwann "verzwotausendzehnt". Wir haben noch überlegt, ob das vielleicht ein bisschen nah ist. Aber es ließ sich auch nicht mehr korrigieren. Für die Sendung ist es gut, für die Wiederholung nicht, denn da ist der Film dann "old fashioned".

Richter: Mich hat der letzte Satz von Jürgen Heinrich interessiert: "Und aus diesem Grund sind wir gezwungen, unsere Grenzen zu schließen." Das fand ich eine gute Pointe in so einer Fiktion.