Ronnie Biggs’ Lotterleben nach dem Postraub
Obwohl nur Mitläufer, schlachtete er den Coup geschickt für sich aus und narrte die britische Justiz. Nun ist er mit 84 gestorben.
London. Großbritanniens berühmtester Räuber, Ronnie Biggs, ist tot. Der Drahtzieher des spektakulärsten Postzugraubes der Geschichte starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in einem Altenheim.
Biggs hatte gemeinsam mit 14 Komplizen 1963 einen Postzug von Glasgow nach London gestoppt und 2,6 Millionen Pfund erbeutet — ein Wert von heute rund 40 Millionen Pfund (rund 47 Millionen Euro).
Biggs war bei dem von seinem Komplizen Bruce Reynolds eingefädelten Coup nur ein Mitläufer. Dennoch war er der berühmteste der Bande von Posträubern, die Geschichte schrieben.
Nach seiner Festnahme und Inhaftierung gelang dem gelernten Zimmermann und früheren Kleinkriminellen 1965 die Flucht aus dem Gefängnis. Er setzte sich über Paris und Australien schließlich nach Brasilien ab und führte dort ein Lotterleben.
Biggs, der 147 000 Pfund von der Beute abbekommen hatte, verprasste das Geld nach eigenen Angaben in drei Jahren. Während seiner mehr als 30 Jahre dauernden Flucht will er mehr als 2500 Freundinnen gehabt haben, wie er einmal sagte.
Bilder zeigen ihn bei rauschenden Partys. Mit den Toten Hosen nahm er Musikstücke auf, er schrieb am Drehbuch für eine Verfilmung seines Lebens mit. Die britische Justiz konnte ihm in seinem Exil lange nichts anhaben.
2001 kehrte der inzwischen gesundheitlich stark angeschlagene Biggs nach Großbritannien zurück — an Bord eines Privatjets, den eine Boulevardzeitung für ihn gechartert hatte. Er wurde inhaftiert. 2009 kam er aus gesundheitlichen Gründen frei. Im März hatte Biggs an der Trauerfeier für seinen Kumpanen Bruce Reynolds teilgenommen, seitdem war er in der Öffentlichkeit nicht mehr aufgetaucht.
Biggs hatte sich wiederholt stolz gezeigt, an dem Überfall beteiligt gewesen zu sein. „Ich habe mein Plätzchen in der Geschichte“, sagte er der BBC. Allerdings zeigte er auch Reue. Damals war der Zugführer durch einen Schlag mit einer Eisenstange schwer verletzt worden, er starb sieben Jahre später.