Royal Baby macht britische Klatschpresse kreativ

London (dpa) - Die Fotografen standen in glühender Sonne vor dem Krankenhaus bereit, Journalisten hatten Sonderschichten eingeplant, und mancher Royal-Fan war gar überzeugt, das alles sei offiziell: Am vergangenen Samstag, den 13. Juli, sollte angeblich das Baby von Prinz William und seiner Frau Kate (beide 31) geboren werden.

Und was passierte? Nichts. Der Palast hatte nie einen Termin genannt, lediglich von einer Geburt im Juli gesprochen - allerdings auch nie etwas dementiert. Doch die „Mail on Sunday“ setzte den Tag in die Welt, angeblich bestens informiert von einem „Freund des Paares“, der davon bei einem Grillfest erfahren haben wollte.

Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen neun Monaten, dass die Klatschpresse sich für einen Blick auf das royale Baby weit aus dem Fenster lehnt - und tief fällt. Wirklich kümmern allerdings tut das kaum jemanden. Fröhlich wird weiter spekuliert - die „Mail“ etwa ist derzeit überzeugt, Kate bekommt einen Jungen. Schließlich will man sie dabei beobachtet haben, wie sie einen blauen Kinderwagen gekauft hat. Aus dem Palast heißt es hingegen, Kate und William wüssten das Geschlecht des Kindes selber nicht und wollten sich überraschen lassen.

Der Mangel an Infos, die der Palast offiziell über die Schwangerschaft herausgegeben hat, zwingt die Blätter zur Kreativität beim Befüllen ihrer Seiten. So langsam allerdings geht sogar den schärfsten unter ihnen der Stoff aus.

Der „Daily Mirror“ etwa druckte am Dienstag ein Interview mit Kates Onkel Gary Goldsmith, dem vielzitierten schwarzen Schaf der Familie. Er ist der Bruder von Kates Mutter Carole Middleton, und während die engsten Freunde und Verwandten stets schweigen, plaudert er oft und gerne drauf los. „Meine Vermutung ist, dass es ein Mädchen wird“, sagte er zum Beispiel dem „Mirror“, und dass Kate und William wundervolle Eltern sein würden. Also auch hier nichts neues. Genauso wenig wie in den Frauenzeitschriften, die Fotos drucken, wie genau angeblich das royale Kinderzimmer eingerichtet sein soll.

Unter Klatschjournalisten geht die Angst um, dass es auch nach der Geburt genauso weitergehen könnte. „William wird alles dafür tun, die Privatsphäre seines Kindes und seiner Familie zu schützen“, sagt etwa ein langjähriger Königshaus-Berichterstatter. Seit dem tödlichen Autounfall seiner Mutter Prinzessin Diana 1997 während einer Paparazzi-Jagd soll ihm die Presse verhasst sein.

Als wahrer Profi lässt William sich so etwas bei seinen offiziellen Auftritten nicht anmerken. Doch seine Familie schützt er bis aufs Äußerste. Als eine französische Zeitschrift im vergangenen Jahr Oben-ohne-Urlaubsfotos von Kate veröffentlichte, zog der Enkel der Königin vor Gericht. In Großbritannien traute sich niemand, die Bilder auch nur anzufassen.

Ein bisschen Pomp und Theater muss allerdings sein, daraus macht der Palast keinen Hehl. So soll die Geburt des Kindes traditionell mit einem Aushang am Buckingham Palast bekanntgegeben werden. Vom Krankenhaus dorthin gebracht werden soll das Papier mit einem Auto - Kameraleute dürften hocherfreut sein.

Was indes angebliche „Freunde“ des Paares angeht, gilt seit jeher der Satz: Wer wirklich etwas weiß, der sagt nichts. Eine Ausnahme könnte nun allerdings Stief-Oma Camilla sein, die zweite Frau von Williams Vater Prinz Charles. Ihr ging am Montag inmitten der Spekulationen um eine baldige Geburt ein Satz über die Lippen, der wohl nicht für die große Öffentlichkeit bestimmt war, zufällig aber von Fernsehkameras des Senders ITV aufgenommen wurde: „Ich hoffe, am Ende der Woche wird sie oder er da sein.“