Sammler aus Leidenschaft: David Bowie und die Kunst

London (dpa) - „Kunst war ernsthaft die einzige Sache, die ich je besitzen wollte. Sie war mir immer eine Inspiration. Ich nutze sie“, sagte David Bowie 1998 in einem Interview. Bekannt war, dass das Multitalent immer malte und zeichnete.

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Sein Kunstinteresse war aber weit umfassender: Bowie (1947-2016) engagierte sich als Kritiker, Kurator, Mäzen und Redakteur. Vor allem war er ein leidenschaftlicher Sammler.

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Nach seinem Tod im vergangenen Januar entschied seine Familie, die Öffentlichkeit an seiner Passion teilhaben zu lassen. Unter dem Motto „Bowie/Collector“ werden im kommenden November um die 400 Werke aus Bowies Privatbesitz in seiner Geburtsstadt London bei Sotheby's versteigert. Für eine Vorbesichtigung hat das Auktionshaus am Mittwoch eine Ausstellung mit rund 30 ausgewählten Objekten eröffnet, die bis zum 9. August dauert.

Im September und Oktober touren die Stücke dann um die Welt und werden in Los Angeles, New York und Hongkong zu sehen sein. Vor der Auktion am 10. und 11. November zeigt Sotheby’s alle 400 Objekte in einer großen Hauptausstellung in London. Als Käufer werden vor allem Fans und Kunstsammler erwartet. Der Gesamterlös aus den Versteigerungen geht über in den Familienbesitz.

„Es ist eine wunderbare Sammlung“, sagt Lydia Wingfield Digby, Kunstexpertin bei Sotheby's. Bowie sammelte nicht bloß Namen oder folgte dem Mainstream, er verstand Kunst von einem intellektuellen und emotionalen Blickwinkel aus und bewunderte ihre wandelbare Wirkung. „Er war ein akademischer Sammler. Er kaufte, weil er eine persönliche Verbindung zu den Objekten spürte.“ Sein intensives Kunstinteresse war vielseitig ausgeprägt, am bunten Spektrum der Ausstellung ist das unschwer zu erkennen.

Zu sehen sind unter anderem Werke von Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts wie Marcel Duchamp und Jean-Michel Basquiat, Outsider-Art, zeitgenössische afrikanische Kunst, Surrealismus und Kreationen aus Ettore Sottsass' Memphis-Design. Stark vertreten ist außerdem die moderne britische Kunst mit Vertretern wie Henry Moore, Graham Sutherland, Frank Auerbach oder Damien Hirst, die es Bowie besonders angetan hatten.

„Das meiste kaufte Bowie in den 90ern, als er als Redakteur für das Magazin „Modern Painters“ tätig war“, erklärt Wingfield Digby. So stieß Bowie beispielsweise während einer Biennale in Johannesburg auf den zeitgenössischen afrikanischen Künstler Romuald Hazoumé, von dem er mehrere Werke kaufte.

Betrachtet man die Sammlung in ihrer Gesamtheit, könnte man sie als emotional ausdrucksstark, teilweise radikal und avantgardistisch beschreiben. Auch als Sammler war Bowie visionär, eben immer einen Schritt voraus. Stellvertretend für diese Eigenschaft wartet am Eingang der Ausstellung ein kommodenartiger Plattenspieler von den Brüdern Castiglioni aus den 60er-Jahren auf die Besucher. Bowie ließ ihn selbstverständlich USB-tüchtig machen.