Schmerzen und nackte Haut: Die Tattoo-Convention
Frankfurt/Main (dpa) - Für echte Fans sind Tattoos mehr als eine Mode - sie sind ein Glaubensbekenntnis. Welche Trends es dabei gibt, zeigte am Wochenende (15. bis 17. April) in Frankfurt die 19. Tattoo-Convention.
Es ist jenes Geräusch, das wie eine Mischung klingt aus Bienenschwarm und Zahnarztbohrer. Jenes Summen der Tätowier-Nadeln, das sie alle magisch anzieht: Die 19. Internationale Tattoo-Convention hatte mehrere tausend Menschen nach Frankfurt gelockt.
Mit herkömmlichen Messen hat diese Tätowier-Messe nichts gemeinsam. Keine gehetzten Geschäftsleute in mausgrauen Anzügen, keine dicken Autos in den Parkhäusern, keine Kekse zum Small-Talk. Die Tätowier-Messe scheint vielmehr wie ein authentischer Szene-Treff. Alles, was in der Branche Rang und Namen hat, kommt hierher. Jung und Alt, tätowiert, gepierct und rasiert. Mehr als 600 Aussteller aus 20 Nationen sind es nach Angaben des Veranstalters, die in der Halle 5 ihre Trends präsentieren.
Dort, wo noch eine Woche zuvor bei der Frankfurter Musikmesse hochglanzpolierte Flügel zu sehen waren, tummelt sich jetzt nackte Haut. Denn die Tattoo-Convention ist nicht nur eine Messe des Zuschauens. Hier wird tatsächlich tätowiert.
Ein Stand reiht sich eng an den nächsten. Hinter den Tresen stehen jene Liegen, die ein wenig an Massage-Stühle erinnern. Darauf mit versteinerter Miene Menschen mit entblößten Oberkörpern oder nackten Beinen, die sich ein weiteres Kunstwerk unter die Haut stechen lassen. Um sie herum ein Licht, als wolle man am offenen Herzen operieren.
Die „Tattoo-Szene & -Künstler aus den USA“ stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt und lockten allein schon am ersten Tag nach Veranstalterangaben rund 4000 Besucher an. Bunt und aufwendig sind die Tätowierungen, die die internationalen Meister ihrer Zunft hier kreieren. Totenköpfe, Blumen, nackte Mädchen, Brüste und Autos.
Nur die wenigsten stechen hier einfache Ornamente - jene Tibals -, die auf der Straße in Mode sind. „Hier sind die größten Künstler der Szene versammelt - die machen sowas doch nicht“, empört sich eine junge Frau aus Frankfurt. Sie selbst trägt farbig gestaltete Blumenmotive mindestens auf Armen und Beinen.
Daneben gibt es massig Zubehör, Magazine, Schmuck und Kleidung zu sehen. Nieten, Piercings und Korsetts. Die Szene ist unter sich. Man kennt sich und die Künstler. Das freundschaftliche Du ist selbstverständlich. Viele der Besucher sind eigens angereist, um sich von den Meistern der Nadel ihr Wunschmotiv stechen zu lassen - oder sie zumindest bei der Arbeit zu beobachten.
Denn neben der heutzutage üblichen Methode des Tätowierens mit einer elektrischen Nadel zeigt auch ein Künstler jene traditionelle Technik der Maori, bei der die Farbe mit einer Art Rechen in die Haut eingeschlagen wird. Das interessiert alle umstehenden brennend - nur nach den Schmerzen wagt keiner zu fragen.