Schwan gibt Traktor den Laufpass
„Schwani“ hat eine neue Liebe und turtelt jetzt mit einer Gans.
Velen. Höckerschwan „Schwani“ (8) aus dem Münsterland hat ein ziemlich verrücktes Liebesleben. Sechs Jahre lang ist der Vogel einem kleinen blauen Traktor hinterhergewatschelt.
Jetzt hat sich das Tier neu verliebt und dem Trecker den Laufpass gegeben. „Schwani“ turtelt aber immer noch nicht mit Schwänen. „Er schwimmt neuerdings lieber mit einer Gans“, sagte Hausmeister Hermann Hericks vom Sportschloss in Velen.
Tiermediziner Marko Legler von der Tierärztlichen Hochschule Hannover erklärt den Partnertausch mit unerfüllter Liebe. Denn eigentlich seien die majestätischen weißen Vögel lebenslang treu.
„Aber wenn da nie etwas bei herauskommt, verlassen auch Schwäne den Partner.“ Dass sich ein Tier „objektsexuell“ verhalte, sei im übrigen nicht sehr ungewöhnlich. „Das kommt auch bei Papageien häufig vor. Oder bei Schildkröten, die sich mit Autoreifen paaren wollen.“
„Schwani“ war dem Trecker bisher auf Schritt und Tritt gefolgt. Hericks, der das blaue Gefährt steuert, erinnert sich: „Ich musste ständig aufpassen, dass ich den Schwan nicht aus Versehen überfahre. Er war schon sehr, sehr aufdringlich.“ Deswegen ist der Mann nun froh, dass sich „Schwani“ anscheinend neu verliebt hat. „Es erleichtert mich, dass er sich jetzt an mehr oder weniger artspezifische Genossen hält“, sagt Hericks.
Auch wenn das neue Liebesglück auf den ersten Blick etwas natürlicher aussehen mag: Experte Legler ist skeptisch. „Auch die neue Beziehung wird vermutlich scheitern, weil der Erfolg ausbleibt“, sagt der Experte für Zier- und Wildvögel. Eine Erklärung für das „abnorme Verhalten“ könne sein, dass „Schwani“ aus dem Tierheim komme und wahrscheinlich mit vielen anderen Vogelarten groß geworden sei.
Der Hausmeister glaubt, die Ursache für das Liebes-Aus mit dem Traktor genau zu kennen. Vor drei Wochen habe man den Schwan eingefangen, „um ihm eine Aufbauspritze zu geben“. Denn sein Gefieder sei zerfleddert gewesen. Die Behandlung habe dem Schwan nicht sonderlich gefallen. „Seitdem ist „Schwani“ sehr distanziert“, sagte Hericks.
Im Münsterland ist „Schwani“ nicht das erste Tier, das sich in einen Gegenstand verliebt hat. Trauerschwänin „Petra“ hatte vor Jahren Bekanntheit erlangt, weil sie auf dem Aasee in Münster mit einem Tretboot in Schwanenform angebandelt hatte. Versuche, sie für einen Schwänerich zu gewinnen, liefen ins Leere. Schließlich war Petra dann eines Tages verschwunden. lnw