Schweden droht Freiern mit einem Jahr Haft

Stockholm (dpa) - Schweden verdoppelt das Strafmaß für Besuche bei Prostituierten. Ab 1. Juli können Freier „in schwerwiegenden Fällen“ bis zu einem Jahr Haft bekommen, bisher waren es sechs Monate.

Für die Initiative von Justizministerin Beatrice Ask stimmten im Stockholmer Reichstag 282 Abgeordnete bei nur einer einzigen Gegenstimme.

1999 hatten die Skandinavier als erstes Land der Welt den Kauf sexueller Dienstleistungen verboten und damit die Kunden von Prostituierten kriminalisiert. In den ersten zehn Jahren verurteilten schwedische Gerichte alles in allem 660 Männer, nachdem sie beim Kauf sexueller Dienste erwischt worden waren. In 85 Prozent aller Fälle gab es am Ende ein „Standardurteil“ mit Bußgeldern in unterschiedlicher Höhe, je nach Einkommen.

Der Justizministerin reichte das nicht mehr. „Es geht nicht an, dass man dieses Problem mit einem simplen Bußgeld aus der Welt schaffen kann“, sagte sie der Zeitung „Göteborgs-Posten“ bei der Vorlage der neuen Bestimmungen im Parlament. Sie glaubt, dass „Freier sich Gedanken über eine mögliche Strafe machen, ehe sie Sex kaufen“. Mit der neuen Regelung werde es wohl mehr Haftstrafen geben als bisher.

Vor allem aber will die Regierung mit der Verdoppelung des Strafmaßes die besonders rücksichtslosen Freier treffen. Als Beispiele nannte sie die Inanspruchnahme von Dienstleistungen psychisch Behinderter oder sehr junger Prostituierter sowie von Frauen oder Männern, die unter Drogeneinfluss stehen. Mit Haft muss laut Ministerin Ask auch rechnen, wer Personen für Sex bezahlt, „die offensichtlich in den Klauen von Menschenhändlern stecken, zum Beispiel in abgesperrten Wohnungen“.

Nach offiziellen Schätzungen hat sich die Straßenprostitution in Schweden seit 1999 halbiert. Umstritten ist, ob und wie sich das Verbot von käuflichem Sex auf schwer kontrollierbare Geschäfte über das Internet ausgewirkt hat. Nicht durchsetzen konnten sich Frauengruppen mit ihrer Forderung, auch Schweden zu verfolgen, die Prostituierte im Ausland aufsuchen. Dies hätte nach Medienberichten vor allem Soldaten auf Auslandseinsätzen betroffen.