Schweinegrippe: Die zweite Welle ist in Deutschland angekommen

Die Zahl der mit dem neuen Virus Infizierten steigt deutlich – auch in NRW.

Berlin/Münster. Die zweite Welle der Schweinegrippe ist wie von Gesundheitsexperten erwartet in Deutschland angekommen: Die Zahl der Infektionen steigt seit vergangener Woche vor allem in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern stark an. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, sagte am Montag: "Wie für den Herbst erwartet hat die Schweinegrippewelle Deutschland erreicht." Insgesamt wurden bislang rund 30 000 Fälle registriert. Hacker hat derzeit keine Erklärung dafür, dass die Infektionsschwerpunkte in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern liegen.

Laut Hacker wurden in der vergangenen Woche 3075 neue Infektionen registriert. In der Woche davor seien es noch 1860 gewesen. "Wir sind jetzt also auf einem ansteigenden Ast." Im Unterschied zur ersten Schweinegrippewelle im Sommer erfolgten die Infektionen jetzt in der Regel im Inland. Im August hatten vor allem Touristen die Schweinegrippe eingeschleppt.

Auch in Nordrhein-Westfalen steigt die Zahl der Infizierten deutlich an. Das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW verzeichnete in der vergangenen Woche nach nur vorläufigen Zahlen gut 600 neue Fälle. In der Vorwoche seien es knapp 500 gewesen, sagte ein Sprecher.

Hacker warnte zugleich vor Panikmache und riet der Bevölkerung, durch besondere Vorsicht und Hygienemaßnahmen einer Infektion vorzubeugen. Zu den Vorsorgemaßnahmen zählen insbesondere häufiges Händewaschen und das Vermeiden von Menschenansammlungen. Wer häufig mit Bussen und Bahnen unterwegs sei, solle in seine Armbeuge niesen oder husten und nach Möglichkeit anderen Fahrgästen mit Erkältungssymptomen aus dem Weg gehen.

Hacker betonte, dass die Schweinegrippe nach wie vor in den meisten Fällen mild verlaufe. Das Virus sei weder mutiert noch zeige es Resistenzen. Für die Zukunft könne man schwere Krankheitsverläufe und eine steigende Zahl von Todesfällen allerdings nicht ausschließen. Ende vergangener Woche war allerdings bekannt geworden, dass erstmals eine Frau offenbar allein den Folgen der neuen Influenza erlag. Die 48-Jährige aus dem Rhein-Sieg-Kreis hatte keine bekannten Vorerkrankungen, die den schweren Krankheitsverlauf hätten erklären können. Nach Informationen aus dem Bundesgesundheitsministerium litt die gestorbene Frau jedoch unter Bluthochdruck.

Bislang sind sechs Menschen in Deutschland an dem neuen Virus gestorben. Damit ist die Zahl der Toten im internationalen Vergleich noch gering. Hacker empfahl Personen, die zu den Risikogruppen gehören - chronisch Kranke, medizinisches Personal und Schwangeren - sich, wie von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen, gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen.

Bei Gesunden sei dies eine individuelle Entscheidung, aber noch nicht grundsätzlich erforderlich. Vorrang hätten die Risikogruppen. Er habe aber noch von keinem Fall gehört, dass ein impfwilliger Gesunder abgewiesen worden sei, sagte Hacker. Nach RKI-Informationen ist die Massenimpfung aber nur schleppend angelaufen.