Schweizer Häftling soll ausgeliefert werden
Warschau/Stettin/Genf (dpa) - Der aus einem Schweizer Gefängnis entflohene Häftling und mutmaßliche Mörder hat in Polen möglicherweise nach einer ehemaligen Therapeutin gesucht.
Die Polin habe sich in der Vergangenheit um den 39-jährigen gekümmert, sagte der Stettiner Polizeisprecher Przemyslaw Kimon am Montag zum möglichen Motiv für die tagelange Flucht von der Schweiz nach Polen. Der 39-jährige Sexualstraftäter soll am Donnerstag bei einem Freigang in der Nähe von Genf seine 34 Jahre alte Therapeutin ermordet haben.
Vertreter der Stettiner Staatsanwaltschaft vernahmen den Mann am Montag. Eine Sprecherin der Anklagebehörde sagte anschließend, am Dienstag solle beim Haftrichter eine 40-tägige Auslieferungshaft beantragt werden. „Von der Schweizer Seite haben wir die Zusicherung, dass sie sich um eine Auslieferung bemühen“, sagte Malgorzata Wojciechowicz. „Wir werden unsererseits alles tun, um zu einem schnellen Abschluss des (Auslieferungs-)Verfahrens zu kommen.“
Deutsche Polizeibeamte hatten den 39-Jährigen am Sonntagabend in Kolbaskowo an der deutsch-polnischen Grenze festgenommen. Die polnische Polizei sei von ihren deutschen und Schweizer Kollegen bereits informiert worden, dass der Flüchtige vermutlich nach Polen unterwegs war, sagte Kimon. Auch Fahrzeugtyp und Kennzeichen seines Fluchtwagens waren den Ermittlern bekannt.
Der Mann musste in einem Genfer Gefängnis eine Haftstrafe von insgesamt 20 Jahren wegen zweier in Frankreich begangener Vergewaltigungen absitzen. Er galt als gefährlich, wie die mit seinem Fall befasste Gerichtspsychiaterin Liliane Daligand der Schweizer Tageszeitung „Le Matin“ sagte.