Schwerverbrecher Zocha für Geiselnahme vor Gericht
Bielefeld (dpa) - Der "König der Bankräuber" gilt als hochintelligent und sehr gefährlich: Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat in Bielefeld am Mittwoch der Prozess gegen den Schwerverbrecher Jan Zocha begonnen.
Er muss sich wegen einer versuchten Geiselnahme im Bielefelder Gefängnis verantworten.
Damals war auch ein Sprengsatz explodiert, den Zocha in der Zelle gebastelt hatte. Ein Dutzend Sicherheitsbeamte bewachte den 42- Jährigen im Gerichtssaal, um einem neuen Fluchtversuch zuvorzukommen. Er wurde in Fußfesseln und Handschellen am Gürtel vorgeführt. Dennoch kam es in einer Prozesspause zu einem Zwischenfall. Zocha habe sich selbst verletzen wollen, sagte die Vorsitzende Richterin Jutta Albert.
Laut Anklage hatte Zocha im Februar 2008 zwei Gefängniswärtern kochend heißes Wasser ins Gesicht geschüttet, um sie außer Gefecht zu setzen. Mit den Wärtern als Geiseln und den Sprengsätzen habe er seine Freilassung erzwingen wollen. Zocha äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Einer der Wärter (55) erinnerte sich: "Als ich aufschloss, sah ich Zocha mit den beiden Tetra-Paks in der Hand. Eine Sekunde später hatten wir siedend heißes Wasser im Gesicht."
Die Beamten erlitten zum Teil schwere Verbrennungen im Gesicht. Einer von ihnen musste sich ein Jahr lang immer wieder am Auge operieren lassen und trug bleibende Schäden davon. Der andere Wärter leidet bis heute unter den psychischen Folgen. "Ich kann nachts nicht richtig schlafen."
Zocha sitzt zurzeit eine zwölfjährige Strafe ab. In den Jahren 2002 und 2003 hatte er 14 Banken überfallen und wegen seines höflichen Auftretens als "Gentleman-Gangster" Schlagzeilen gemacht. Der Prozess wird am nächsten Montag fortgesetzt.