Sechs Astronauten landen auf dem „Mars“
520 Tage völlige Isolation — für Wissenschaftler ist die „Mission Mars500“ ein begehrtes Forschungsbiotop. Eine echte Marsmission soll es erst in 20 Jahren geben.
Moskau. Nach 256 Tagen in völliger Isolation, ohne frische Luft und Tageslicht sind gestern sechs „Astronauten“ aus Russland, Italien, Frankreich und China auf dem „Mars“ gelandet. Drei von ihnen haben die „Raumkapsel“ verlassen und zum ersten Mal den roten Planeten betreten.
Was klingt wie ein wahr gewordener Traum, ist nur ein Experiment. Der sandige Boden und die funkelnden Sterne sind das Werk des russischen Instituts für biomedizinische Probleme und der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa — Organisatoren des Versuchs „Mission Mars500“.
Denn in Wirklichkeit sind die Männer weder abgehoben noch gelandet, sondern befinden sich in einer Forschungsstation in Moskau. Eine echte Marsmission soll es erst in 20 Jahren geben.
50 Millionen simulierte Kilometer werden die Probanden am Ende der Versuchsreihe, im November, zurückgelegt haben. Dreimal sollen die „Astronauten“ aufbrechen, um Wasser zu suchen und Bodenproben vom virtuellen Planeten zu entnehmen.
Echt sind die am Ende 520 Tage auf 180 Quadratmetern und die Isolation von der Außenwelt. Die Kapsel ist für Wissenschaftler ein begehrtes Forschungsbiotop. Mit elf Experimenten beteiligt sich ein deutsches Forscherteam mit medizinischen, mikrobiologischen und psychologischen Studien unter möglichst authentischen Bedingungen.
Eine E-Mail benötigt 20 Minuten bis zur Erde. Weitere 20 Minuten vergehen, bis die Antwort auf dem „Mars“ ankommt. Die Isolation gilt als größter Stressfaktor.
Forscher aus der Medizin nutzen die Gegebenheiten auch für Langzeitstudien ohne Verbindung zu einer künftigen Mars-Mission. Es konnte bereits ein direkter Zusammenhang zwischen Kochsalzkonsum und Blutdruck beim Menschen bewiesen werden. Die Teilnehmer mussten dafür einen strengen Speiseplan einhalten.